Tag 10 Amman – Petra
- Tobi
- 14. Okt. 2019
- 6 Min. Lesezeit
Heute ist es endlich so weit. Wir fahren nach Petra.
Die Bilder im Internet sehen schon gigantisch aus und wir haben vorher auch einige Dokumentationen darüber gesehen und waren hin und weg. Uns war von Anfang an klar, dass wir hier das Ticket für 3 Tage kaufen werden.
Halb sieben sind wir wach und packen alle Sachen ein und müssen bis halb acht die Zeit vertrödeln. Das Frühstück wollen wir natürlich noch mitnehmen.
Gesättigt, schleppen wir unsere Koffer die Stufen hoch und laufen dann zu unserem Parkplatz. Dem Auto geht es auch noch gut und wir bezahlen die 2 Dinar.
Das Navi zeigt eine Fahrstrecke von 238 Kilometer und eine Fahrzeit von 3:05 Stunden an.
Da es aber Offline Maps ist, rechnet er natürlich nicht der Verkehr in Amman ein und so brauchen wir fast 3,5 Stunden.
Am Anfang geht auf den Straßen nichts, außer hupen und sich um jeden Millimeter zu kämpfen.
Danach versuche ich mich aus dem Dschungel zu fahren und merke wie doof Google auch mal sein kann. Es zeigt mir an, dass ich in 600 Meter links abbiegen soll, also stehe ich auf der linken Spur.
Ein genauerer Blick, man hat ja Zeit beim Stehen, sehen wir, dass wir dann wenden sollen um wieder links abzubiegen, anstatt jetzt gleich die Spur nach rechts zu nehmen.
Die Ampelphase ist ewig Rot und ich muss dann sofort von ganz links, nach rechts (4,5 spuren).
Sie schaltet auf grün und los geht es. Beim ersten und zweiten drängel ich mich gekonnt rein. Die dritte Spur will nicht bremsen, also mache ich es wie die Jordanier, hupe und fahre einfach drauf los und der Rest war dann doch sehr einfach und wir dürfen jetzt 175 Kilometer gerade aus durch die Wüste fahren.
Hört sich nicht spannend an? War es diesmal auch nicht.
Viele Baustellen, keine Berge und so gut wie keine Dörfer.
Das Problem mit den Baustellen ist, dass man nicht wirklich erkennt wann sie zu Ende gehen und so halte ich mich natürlich immer an die Einheimischen.
Es wurde auf der Strecke allgemein sehr viel gelasert und einmal hat es mich dann nun doch auch getroffen.
Anscheinend waren nur 80 erlaubt, obwohl die Baustelle schon gefühlt 4 Kilometer zu Ende war und ich bin 116 gefahren. Es wurden bestimmt 13 Autos auf einmal rausgezogen. Ob das Abzocke mit System ist?
Auf die Frage, woher ich komme und meine Antwort Deutschland ist, kommt nur ein Lachen von den Polizisten. Auch hier sind wir also als Rasernation bekannt.
Meinen Führerschein habe ich dann wiederbekommen und irgendein Zettel, den ich der Autovermietung geben soll und dann durfte ich weiter.
Die Jordanier vor uns, müssen laut Jule richtig sauer gewesen sein und haben uns anscheinend beschuldigt. AHA…
Wir sind gespannt was und da für eine Strafe erwartet, aber das hat ja zum Glück noch paar Tage Zeit und wir machen weiter.
Kurz vor 12 Uhr erreichen wir die Stadt Petra. Von oben sieht es schon sehr imposant aus und verspricht auf mehr.
Bevor wir endlich reingehen, wollen wir versuchen in unser Hotel einzuchecken und es klappt zum Glück schon. So können wir unsere Sachen abstellen und uns auf den Weg machen.
Da wir viel laufen werden, brauchen wir natürlich noch eine Stärkung und finden kurz vor dem Eingang ein gut bewertetes Restaurant.
Mit uns kommen gleich zwei Touribusse an. Es wird für uns mehr Segen als ein Fluch werden, denn das Essen (Buffet) ist bei denen im Preis inbegriffen und so denken die Angestellten das wir dazu gehören und dürfen uns bedienen. Das nehmen wir dankbar an.
Wir nehmen uns aus der Grillpfanne Hühnchen mit Gemüse und viele Beilagen (Humus, Reis und Gemüse).
Voll gegessen laufen wir die paar Meter bis zum Eingang und zeigen unseren Jordan Pass vor und wir bekommen und unsere Tickets für 3 Tage Petra.
Wir erwerben noch für 17 Dinar pro Karte, Petra bei Nacht und wir haben die Wahl ob wir das heute machen oder am Mittwoch.
Die ersten paar hundert Meter sind ereignislos. Wir laufen eine Kieselstraße entlang und an den Seiten sind nur Verkaufsstände. Hier sind die Verkäufer schon sehr penetrant und nerven. Gekonnt ignorieren wir sie und laufen in der Sonne weiter.
Und einfach mal sieht man was. Das erste Wahrzeichen auf dem Weg „Bab Al siq“, das Tor zum Sig.
Ein ehemaliges Grab, wo ganz oben 5 Säulen zu sehen sind, die den Tot symbolisieren sollen und darunter befindet sich eine Banketthalle.
Es sieht noch sehr gut erhalten aus, wenn man bedenkt, dass es schon über 2100 Jahre alt ist.
Ab jetzt geht der richtige Weg los und führt durch „Der Siq“. Eine sehr schmale Schlucht die uns nach Petra führt und über einen Kilometer lang ist. Früher soll vor dem Eingang zum Siq ein Triumphbogen gewesen sein. Schade das es ihn nicht mehr gibt.
Wir kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Rechts und links sind in den Felsen die Wasserkanäle zu sehen (dies haben wir in einer Doku schon mal gesehen) und soll die ganze Stadt mit Wasser versorgt haben. Was für eine Meisterleistung.
Die verschiedenen Farben von den Bergen sind gigantisch, auch sind immer wieder in den Felsen Statuten oder Gebäude eingemeißelt. Einfach nur Traumhaft.
Aber eine Sache gibt es, die hier wirklich sehr schlecht ist und die die ganze Stimmung kaputt macht. Es sind nicht die vielen (sehr viele) Touristen, nein es sind die Pferdekutschen. Gibt es in den ersten Hundert Meter noch eine separate Spur, fällt sie spätestens jetzt weg und sie heizen mit den Kutschen in dieser engen Schlucht wo paar 100 Menschen sind und jeder gezwungen wird weg zu springen oder das perfekte Foto zu verschieben und die Kutschen kommen in 20 Sekundentakt.
Es gibt auch noch eine andere Variante und das sind ganz langsame Elektrogolfautos. Die sind gut und nehmen Rücksicht, dass es hier keine verletzten gibt ist ein Wunder. An den Blicken oder Geschimpfe der anderen, merkt man, dass auch sie das absolut schlecht finden.
Dann kommen wir an das bekannteste Ziel von Petra an. Das Schatzhaus (Al Khanzna).
WOW. Was Anderes fällt einen dazu nicht ein. Die Fassade ist ca. 40 Meter hoch und reich dekoriert. Es ist klein und feinst Arbeit vom Feinsten. Wie haben die das damals nur geschafft.
Eine riesige Urne ist in der Fassade zu sehen und laut einer Legende, enthielt sie den Schatz eines Pharaos.
Wir setzen und einen Stein und bestaunen dieses Weltwunder. Die Träumereien können losgehen. Es ist so gut erhalten und man erkennt was alles. Atemberaubend.
Ich sehe an der Seite einen Berg den man erklimmen kann, von da aus soll man super Bilder vom Schatzhaus machen können.
Recht werden sie behalten und selbst Jule kommt bis fast zum Schluss mit hoch. Sie steht zwar nicht am Rand um Bilder zu machen, aber sie ist stolz auf sich.
Ich gehe noch eine Etage höher. Dort soll ich 1 Dinar bezahlen. Das sehe ich nicht ein, erst recht nicht, weil sie nicht wie Mitarbeiter vom Park aussehen. Frechheit sagt eine Frau und hat recht. 90 % gehen ohne bezahlen wieder zurück.
Wir laufen nun weiter und wollen uns ein Gesamtbild machen und die Entfernungen mit den Zeiten messen, damit wir morgen sehr gut vorbereitet sind.
Dieser Weg wird die Fassadenstraße genannt. Überall sind in den Mauern kleine Löscher zu sehen. Es ist der Friedhof. Teils sind schöne Pfeiler oder was Gemeißeltes zu sehen.
Eine Treppe führt weiter durch den Friedhof bis zum Opferplatz.
Leider dauert der ganze Trail knapp 2 Stunden und wir laufen nur einen Teil, um von oben einen Teil der Gräber, das Theater und Teile der Königsgräber zu sehen.
Gigantisch und Beeindruckend. Doch selbst auf den Treppen scheppern Menschen auf Eseln runter und sie haben immer vorfahrt.
Als wir unten sind, muss man immer in Deckung von den Kamelen, Essen, Kutschen oder Pferden gehen. Wenn das nicht ist, quatschen einen aufdringlich die Verkäufer an.
Egal wie toll es hier ist. Es macht wenig Spaß und dazu stinkt es eklig nach Tierkacke. Das alles ist diesem Weltwunder nicht würdig. Es gibt andere Möglichkeiten, Menschen die nicht so gut zu Fuß sind und es trotzdem sehen wollen, es zu zeigen.
Fasziniert und verärgert treten wir für heute den Rückweg an. Alle anderen Wege dauern einfach zu lange von der Uhrzeit und es schließt um 17 Uhr.
Nicht nur uns ergeht es vom Gefühl so. Auf dem Rückweg wird es immer schlimm und ich warte nur bis einer der Fahrer runterschmeißt und das Tier losbindet.
Völlig kaputt erreichen wir 16:30 Uhr unser Hotel und gehen duschen. Die Beine sind schon sehr schwer und wir entscheiden uns, dass wir morgen lieber sehr früh aufstehen und den 10 und dann den 5 Kilometer Trail nehmen werden. Deswegen verschieben wir Petra bei Nacht auf Mittwoch, was hoffentlich einen würdigen Abschied ergibt.
Nach einer kurzen Pause gehen wir noch schnell zum Supermarkt und decken uns mit Wasser für morgen ein.
Ein eigentlicher super und traumhafter Tag geht wieder zu Ende, leider mit einem bitteren Nachgeschmack.
Unser Hotel ist nur 3 Minuten zu Fuß vom Eingang entfernt und hat um 6 Uhr schon das Frühstücksbuffet offen, sodass wir halb 7 schon Petra betreten wollen.
Kann mich Holger nur anschließen.
LG
Immer wieder toll, aus dem Bericht, seine Erlebnisse wieder vor Augen zu haben. Es macht so viel Spaß mit dir das zu teilen und dafür bin ich dir sehr dankbar. Das wir uns jedesmal neue Energie zu sprechen, damit wir nochmehr sehen, können finde ich einfach klasse. Versprich mir morgen deine ganzen Stolpersteine zu Hause zu lassen, ich hab nach 10 aufgehört mit zu zählen 😅🙈😂
so, ick bin der erste Kommentator. Bisher tolle Berichte, die mich neidisch werden lassen😎 Weiter so, Liebe Grüsse Holger