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Tag 11 auf den Spuren von Indiana Jones

  • Autorenbild: Tobi
    Tobi
  • 13. Okt. 2019
  • 9 Min. Lesezeit

Ich bin zwar kein Indiana Jones Fan, aber die beeindruckenden Orte, wo die Filme gedreht worden sind, blieben mir in Erinnerung und momentan sind wie in einem von diesen.

Auf 05:45 Uhr ist der Wecker gestellt, doch ich bin schon früher wach und bin schon total gespannt, was dieser Tag heute uns wundervolles präsentieren wird.

Aus dem Wasserhahn kommt kein warmes Wasser, aber wie wollen sowieso nicht duschen. Das tun wir wieder nach unserer Wanderung, wenn alle Muskeln und Knochen schmerzen.

Wir laufen zwei Etagen nach oben zum Frühstück. Was hier uns erwartet ist eine Frechheit.

6 Uhr soll das Buffet eröffnet sein und es ist 6:15 Uhr. Es ist noch gar nichts vorbereitet. Keine Milch, für die Cornflakes, kein Tee, keinen Saft und der Kaffee ist auch leer. Immerhin Wasser gibt es.

Eine Sorte Brot gibt es. Der Käse sieht wie Butter aus und warme Speisen sind noch nicht fertig. Wir erst gerade alles gemacht. Klasse, dann sollen sie um 7 Uhr beginnen.

Auf unsere Frage, ob wie denn Milch bekommen könnten, antwortet der Mitarbeiter sehr gereizt. Dafür können wir ja wohl nicht, wenn sie es nicht schaffen zu organisieren.

Nach 10 Minute Frage ich noch mal nach, ob wir denn welche bekommen. Er sagt zwei Minuten. Ist klar, wir verschwinden und ich sage in der Rezeption unten Bescheid, was uns alles gefehlt hat und dass es eine Frechheit ist, sowas anzubieten.

Wir packten noch einen Fertigpancakes ein und los geht es zum Auto. Wir könnten zwar bis zum Eingang laufen, aber wir wissen jetzt schon, dass uns nachher alles weh tun wird und der steile Berg zum Hotel ein Akt werden würde.

Die guten Parkplätze sind schon sehr gut gefüllt, aber wir finden noch einen und sind zufrieden.

Um 6:40 Uhr betreten wir den Eingang und strotzen nur von Motivation.

Den anfänglichen Kieselweg, der außer Verkaufsstände nicht zu bieten hat, renne wir förmlich durch. Die Stände sind größtenteils noch zu bzw. werden langsam aufgebaut und Pferde, Kutschen und Esel sind bis jetzt noch gar nicht bemerkbar. So gefällt uns das.

Am Siq angekommen, erfreuen wir uns an diesen Weg. Der wird nie langweilig und so laufen wir gerade mal mit 10 anderen Menschen ihn entlang. Alles geht sehr gesittet zu und wenn einer ein Bild machen will ohne Menschen, dann bleiben alle brav hinter ihm stehen und warten.

Die Sonne geht langsam immer mehr auf und lässt den Spalt in seiner ganzen Schönheit erscheinen.

Selbst vor dem Schatzhaus ist noch kaum Gewusel, klar, die meisten die hier sind, wollen soweit wie möglich heute und doch kann man an diesem Gebäude einfach nicht vorbeigehen. Wir machen auch noch paar Fotos und laufen zielsicher weiter.

Am Theater vorbei, sehen wir die Königsgräber. Sie sehen schon genial aus und werden von uns morgen unter die Lupe genommen.

Da momentan kein einziger da oben ist (geht ja auch schlecht, der Weg dorthin soll auch 2 bis 3 Stunden dauern), machen wir paar Bilder und genießen weiterhin die leeren Wege.

Jule stolpert über einen Stein und stellt fest, dass es ein silbernes, kleines Kamel ist. Sie hat ein Souvenir gefunden. So kann es auch gehen.

Wir kommen am großen Tempel entlang und laufen die paar Stufen nach oben.

Leider ist dieser fast gar nicht mehr vorhanden. Ganz viele kaputte Säulen, die früher ein Dach trugen und 15 Meter hoch waren. Der Boden wirkt riesig und alles zusammen lässt seinen früheren Glanz erahnen. Wie beeindruckend es gewesen sein muss.

Der Tempel hätte eine Höhe von 18 Metern und soll 7000 Quadratmeter groß gewesen sein. Das Alter wird auf mind. 2200 Jahre geschätzt.

Wir laufen die lange Säulenstraße entlang, was früher die Haupteinkaufsstraße war. Leider haben nur wenige Säulen die Zeit und das Wetter überlebt. Auch hier kann man nur sich vorstellen wie es aussah. Das macht es meiner Meinung nach auch spannender und faszinierender. Einfach seine Vorstellungskraft benutzen. Was für ein genialer Ort, obwohl so viele nicht mehr wirklich da ist.

Qasr al-Bint oder das Mädchenschloss werden wir als nächstes bewundern.

Ein kleiner Teil der Außenmauern sind noch sehr gut erhalten und sieht super aus. Überall in den Fassaden wurde was eingemeißelt. Die Struktur ist der Wahnsinn und die Frage ist, wie kann sowas nur so lange stehen?

Das Schloss war 23 Meter hoch, fast quadratisch und stand auf einem Podest. Es war der Haupttempel in Petra und war dem Gott Dushara gewidmet.

26 Stufen brauchte man um reinzukommen und zwei Terassen und den Altar betreten zu können. Der Altar war der Sitz der Götter.

Dieses Gebäude ist eines der Jüngsten und „nur“ 1950 Jahre alt.

Den Mail Trail (5 Kilometer) haben wir geschafft. Er war den einfachste von allen und jetzt beginnt der Ad-Deir (Monastery) Trail. 2,5 Kilometer hin und zurück und eine Zeit von 2,5 bis 3 Stunden soll der Weg dauern.

Das Level für den Wanderweg wird auf Hart eingestuft. Mal gucken.

Es geht nur Berg aufwärts und wir können nach 20 Minuten keine Stufen mehr sehen. Es sollen ca. 950 ungleichmäßige Stufen sein und gefühlt hat diese Zahl sehr gut hingehauen.

Bei angenehmer Wärme und immer wieder ein erfrischendes Lüftchen, lässt sich es ganz gut laufen.

Die Berge um uns herum schimmern im schönstem Rot und lassen einen manchmal die Stufen vergessen.

Bei jedem Schattenplatz, wo man auch sitzen kann, wird eine kurze trinkpause eingelegt.

Die wenigen Menschen, die jetzt schon unterwegs sind, machen es uns nach und so gibt es immer ein kleines Gespräch mit ihnen. Sie sind auch Fasziniert und alle den 2. Tag da und sie hassen die Kutschen genau wie wir.

Umso höher wir kommen, wird auch die Aussicht auf dieses riesen Areal immer besser und doch wünschen wir uns langsam aber sich das Ende, des Weges.

Es wird nirgends angezeigt wie weit man schon gelaufen ist bzw. wie viel man noch vor sich hat.

Die Sonne wird auch immer intensiver und wir sind schon durchgeschwitzt und ich möchte nur noch das Sauerstoffzelt oben aufbauen.

Jule versuche ich immer wieder zu motivieren, dass es doch nicht mehr weit sein kann, aber lange geht das auch nicht mehr gut. Sie kämpft schon mit sich und sieht aus wie eine Tomate.

Doch dann haben wir das Kloster erreicht und es ist jeden einzelnen Schweißtropfen wert gewesen. Wir vergessen – überwältigt wie wir sind – sogar das Sauerstoffzelt aufzubauen.

Es ist 47 Meter breit und 48,3 Meter hoch. Es wirkt gigantisch und ist in einem super zustand. Es gefällt mir persönlich besser, als das Schatzhaus, obwohl es nicht so viele Verzierungen hat.

Das Kloster, oder auch Ad Deir genannt, ist ca. 1800 Jahre alt und wurde unter der Regierung von König Rabel II gebaut. Der Speisesaal wurde für Sitzungen religiöser Gruppen verwendet und im Innenraum sind christliche Kreuze eingemeißelt, daher hat es auch seinen Namen „Kloster“ bekommen.

Gerade einmal 18 Menschen sind hier und keiner steht vor dem Kloster. Jeder möchte ein gutes Bild vom ganzen haben.

Danach setzten wir uns in ein Beduinenzelt, mit Wlan und trinken Granatapfelsaft und genießen dieses von Menschen geschaffenes Meisterwerk.

Stundenlang könnte man sich dieses Bauwerk angucken und einfach nur mit dem Kopf schütteln. Wie haben die das ohne technische Hilfsmittel auf dieser Höhe geschafft zu bauen. Unglaublich und eigentlich fehlen einem die Worte. Deswegen sitzen wir stillschweigend paar Minuten davor und bewundern dieses.

Den anderen Leuten ergeht es ersichtlich auch so und es ist eine Stille, die einen ein Gänsehaut gibt.

2 Stunden haben wir vom Eingang gebraucht und es war es wert. Doch leider machen wir nach 40 Minuten weiter.

Als wir runter laufen, merken wir, dass es fast keine Schattenplätze mehr gibt und es immer voller wird. Haben wir also alles richtig gemacht.

Jetzt fängt es auch mit den Eseln an und sie laufen uns mit Touris drauf entgegen. Es sind viele junge Asiaten.

Die Esel sehen in einem erbärmlichen Zustand aus, so wie die Pferde und Kamele.

Richtig froh, jetzt runter zu laufen, kommen wir wieder am Mädchenschloss an. Hier soll unser nächster Trail beginnen. Wir laufen ihm entgegengesetzt und machen damit alles Goldrichtig.

Er ist 3 Kilometer lang und wird als Hart eingestuft. Dauer 3,5 bis 4 Stunden.

Wir laufen hinter dem großen Tempel entlang und können dort eine „Wohnsiedlung“ bestaunen. Scheiße ist das geil. Das wird der Satz für heute bleiben. Was Anderes fällt einen nicht dazu ein.

Die Siedlung ist in den Bergen drin und man sieht paar Türen und Fenster. Leider oder besser zum Glück darf man da nicht rein.

Der Weg ist zwar steil, aber es ist eine angenehme Sandstrecke ohne Stufen. So lässt sich das auch schnell belaufen und immer wieder muss man stehen bleiben und die Aussicht genießen.

Immer weiter durch die Siedlung geht es und es blühen hier sogar einen Grünpflanzen und machen das Gesamtbild Perfekt.

Immer wieder sind Säulen oder evtl. Menschen eingemeißelt, wovon mal nicht mehr so viel sieht.

Wir kommen danach an einem kleinen Platz vorbei, wo zwei Tempel sind.

Über dem Eingangstor sind 3 (ich denke es waren Tiere) eingemeißelt. Über den Toren sieht der ganze Berg, durch das Wetter und dem Regen geriffelt aus. Wundervoll oder besser gesagt „Scheiße, ist das Geil“.

Der Weg hat zwar immer wieder schattige Stellen, aber der Großteil ist in der puren Sonne. Aber Petrus – Mein Bester – hat heute Wind bestellt und es sehr angenehm.

Gegenüber von einem Tempel ist eine Höhle. Von außen sieht sie gar nicht so beeindruckend aus, aber geht man rein, sieht man an den Wänden viele Säulen und durch die Abfärbung des Gesteins durch die Jahre, wirkt es so, als ob man in einem Regenbogen gefangen ist (da gibt es auf jeden Fall schlimmeres).

Uns kommen langsam aber sicher immer mehr Menschen entgegen, die völlig aus der Puste sind. Oha denke ich mir, da wir ja den Teil laufen, der Hoch geht und zum Schluss erst nach unten laufen. Heißt also die liefen nach unten. Was soll das nur für ein Weg werden?

Egal, weiter geht es durch die Canyons, die immer rötlicher werden. Bis wir an einem Wasserspeicher ankommen. Dort gucken wie nach oben und Jule weint schon innerlich. Es geht sehr (sehr sehr) weit nach oben und kein Geländer.

Es hilft nichts und Jule überwindet immer wieder ihren inneren Schweinehund. Ganz nah am Felsen läuft sie entlang und hält sich fest.

Die Treppen sind eine Zumutung. Zum Glück müssen wir die nicht runter laufen. Hochlaufen ist diesmal nicht anstrengender. Jule will das alles nicht hören und klebt mit der einen Hand an der Wand.

Es geht immer weiter nach oben und will nicht aufhören. Denke ich, es kann doch gar nicht höher gehen, wir sind doch schon am Gipfel, erscheint aus dem Nichts ein neuer Berg, der natürlich auch bezwungen werden will.

Der Weg wird nicht einfach und ich kann verstehen, warum alle geschnauft haben, obwohl sie runter gelaufen sind.

Aber wir schnaufen auch und an Pause ist nicht zu denken, erst einmal müssen wir einen sicheren Platz finden.

Irgendwann haben wir den auch gefunden und Jule setzt sich im Schatten und das Adrenalin lässt nach. Ich gehe in der Zeit an den Abhängen und machen aus 140 Meter Höhe super Fotos von Petra. Der absolute Wahnsinn. Deswegen ist es also der Grand Canyon Jordaniens und er ist schöner.

Vorbei an unglaublichen Regenbogensteine, gravierte Felsen bis zu „Gucklöschern“ ist alles dabei und wir genießen diesen Trail. Hier können nur zu einem kleinen Teil die Esel lang reiten und dadurch sind keine Tiere hier, außer Katzen und Hunde.

Paar Stufen noch und wir haben den Opferplatz erreicht.

Es geht auf einen sehr steilen und rutschigen Felsen nach oben. Ab da ist für Jule Schluss. Paar andere Frauen warten auch im Schatten auf die Verrückten Männer.

Sie haben alles richtiggemacht. Der Opferplatz ist nicht so Schön, vllt. Weil auch direkt davor sämtliches Zeug verkauft wird.

Die Aussicht war auf dem weg 100 Mal besser und so gehe ich zurück.

Jetzt geht es für uns nur noch nach unten und diese Stufen wollen wir nicht hochlaufen. Runter ist es ganz angenehm und wir sind so froh, den umgekehrten Weg gegangen zu sein.

Unten angekommen, merken wir schon, wie schwer unsere Beine sind und setzen uns ans Schatzhaus und trinken einen Tee.

Voller Stolz schlagen wir darauf ein, dass wir den „High Place of Sacriffe Trail“ geschafft haben und ein riesen Lob an Jule, dass sie das so eisern (ahh, ich brauche neues Wort), so tapfer mitgemacht hat. Ganz besonders die Höhe und das mit Höhenangst.

Wir laufen den Siq wieder entlang und sind nach paar Minuten schon genervt von den Kutschen.

Ein Pferd kann nicht mehr und will sich übergeben, doch der Fahrer Peitscht und schreit was das Zeug hält und es geht weiter. Es ist grausam und das schlimmste ist, es sind hauptsächlich leer Fahrten. 90 % der Kutschen sind ohne Touristen (eigentlich nicht schlecht, aber sie fahren trotzdem).

Die letzten Meter zum Auto werden zur Qual. Es sind 28 Grad und es ist kein Wind mehr.

Wir wollen vorher aber noch was essen und gucken auf die Speisekarten von den Restaurants in der Nähe und die Preise haben es in sich. Unter 15 Dinar für ein Gericht ist wenig zu finden.

Also entschließen wir uns das Geschäft von gestern zu nehmen und diesmal zu bezahlen. Doch irgendwie wollen die kein Geld von uns haben. Ob sie die paar Leute, die ohne organisierte Tour kommen, einfach in den Kauf nehmen, weiß ich nicht. Es hat aber wieder sehr gut geschmeckt, aber wir kommen uns schon doof vor und wollen bezahlen, aber werden ignoriert und bekommen einfach einen Teller in die Hand gedrückt.

Wir werden es morgen noch mal versuchen mit dem Bezahlen. Kann ja nicht sein, dass wir hier kostenlos essen können. Aber hinterher rennen deswegen werde ich auch keinen.

Völlig erschöpft kommen wir im Hotel an und wir gehen duschen. Es dauert immer noch ewig, bis das Wasser warm ist.

Danach mache ich einen Mittagsschlaf.

Dieser Tat so gut und wir gehen noch zum Supermarkt und decken uns mit Wasser für Morgen ein. Vorort ist es ein vielfaches teurer.

Jetzt haben wir uns aber ein Bier verdient (Jule ein Diesel).

Kaputt trinken wir dieses im Bett und wollen unsere Beine nicht mehr bewegen. Sie müssen geschont werden für morgen.

Da werden wir den Trail zu den Königsgräbern und der Kirsche langlaufen und wollen den alternativen Ausgang nehmen. Diesen kann man nur nehmen, wenn es seit 1 Woche nicht geregnet hat. Da hat es seit 4 Monaten nicht mehr und ist für uns gemacht. Er soll sehr schön sein und das Beste daran – KEINE KUTSCHEN!

Den Abend werden wir entspannt bei einem Film ausklingen lassen und hoffen, dass das Frühstück morgen um 6 Uhr besser ist, aber wir glaube nicht daran.

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1 Kommentar


Piepmautz
Piepmautz
05. Nov. 2019

Dankeschön für deine lobende Worte... Balsam für die Seele. Ich freue mich auf morgen und vorallem auf den letzten Abend in Petra. Da kann der Reisebericht bestimmt nochmal getoppt werden. 🤗

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