Tag 10 - Bikaner und tanzen auf zwei Hochzeiten
- Tobi
- 6. Feb. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Vor unserer Reise hatten wir die Hoffnung eine Indische Hochzeit mal von der Nähe zu sehen und Zeit zu haben, sie sich in Ruhe anzugucken und die ganzen Eindrücke aufzusaugen.
Das wir dann so viel Glück, durch eine gute Entscheidung haben werden, hätten wir auch nie erahnt.
Doch der Tag hat vorher noch einiges zu bieten gehabt.
Nach einem guten Frühstück checken wir 9 Uhr aus und haben eine kleine Stadtbesichtigung mit einem Guide, den wir gestern Abend kennen gelernt haben.
Doch dieser ist nicht da, dafür aber sein Bruder. Das finden Jule und ich schon komisch. Naja mal gucken was daraus wird.
Viele Häuser sind – wie in den Tempel – sehr schön bemalt und verziert. Manche werden restauriert oder sind komplett hinüber, wo sich keiner verantwortlich fühlt.
Wir kommen in den Hof von einem sehr schönen Haus. Hier können wir Tickets erwerben und es uns von drin angucken.
Jule und ich lehnen ab. Genau deswegen mögen wir sowas nicht. Ich meinte zu Jule: pass auf, der führt uns nur noch dorthin wo es was kostet und bei allem anderen läuft er schnell vorbei oder zeigt es uns gar nicht.
Heidi und Holger gucken sich das Haus an und sind begeistert vom Haus.
Danach geht es weiter und es ist wie ich es gesagt hatte. An den schönen Häusern läuft er vorbei. Wir bleiben dann einfach stehen und gehen einfach in die anderen Straßen.
Da wo er freiwillig stehen bleibt, kann man für Geld wieder in das Haus.
Ich sehe eine grüne Moschee und wir gehen dorthin. Davor spielen ganze viele Kinder und als sie uns sehen, freuen sie sich extrem. Jetzt wird und von jedem mindestens einmal Hallo gesagt und wir erwidern es freundlich.
Auf der anderen Straße werden Tücher in Farbe getaucht. Es stinkt, ist dreckig und spannend zuzugucken.
Die Häuser waren wirklich hübsch, doch das mit den Farben war eklig und interessant zu gleich. Genau dafür gehen wir in solche ecken, wo sich sonst die wenigsten Touris hintrauen.
Kurz nach 10 Uhr sind wir wieder an unserem Auto und machen uns auf den Weg nach Bikaner.
Dort gibt es den Rattentempel und eine schöne Altstadt.
200 Kilometer und 3 Stunden reine Fahrzeit liegt die Stadt entfernt.
Dazwischen gibt es heute leider nur einen richtigen Ort, Fathepur.
Die Straße, wo der Stadtname steht, ist die einzig hübsche, sonst ist es hier auch schmutzig und voll.





Die Strecke bis Bikaner ist heute leider auch nicht weiter spannend. Fast die komplette Zeit sind die selben Bäume/Sträucher und Wüste zu sehen.


Dadurch vergeht die Zeit nicht ganz so schnell wie gestern, aber wir erreichen gegen 14 Uhr in Bikaner das Junagarh Fort.
Dort steigt auf einmal auch einer in unser Auto ein. Wir dachten erst, dass es jemand ist, der uns rumführen will, doch es wird unser neuer Fahrer.
Das Wussten wir auch gar nicht uns so verabschieden wir uns von unserem alten Fahrer schon nach nicht einmal zwei Tagen und unser neuer soll jetzt wirklich die ganze Zeit bei uns bleiben. Wir sind gespannt.
Für 400 Rupien/Person dürfen wir uns diesen tollen Palast angucken. Die Architektur und die Farben sind wieder überwältigend. Wenn man in dieser Stadt ist, ein unbedingtes Muss.
Jule und ich haben hier auch einen Rekord aufgestellt, in Sachen, nach Selfies gefragt werden. An manchen stellen kamen wir einfach keine drei Schritte vorwärts, bis jemand höflich und zurückhaltend gefragt hat.
Das war wirklich toll und voller Freude wollen wir jetzt ins Hotel und nach einer Dusche uns die Altstadt angucken.
Dort darf aber unser Bus nicht reinfahren und so müssen wir zwei Tuk Tuks ordern, die uns zu unserer Unterkunft fahren.
H&H nehmen das neuere Fahrzeug und wir das ältere Modell, was wie eine Kettensäge angezogen werden muss.
Nach 2 Minuten fahrt bleiben wir stehen, denn der Tuk Tuk von H&H hat einen platten (sie halten auch jeden Verkehr auf).
Kurzer Hand wird das Rad lose gedreht und das Fahrzeug zur Seite gekippt. Ganze 5 Minuten hat der Spaß mitten im Kreisverkehr gedauert.



Irgendwann gucken wir nach hinten und sehen die Beiden nicht mehr. Wir denken, vielleicht haben sie wieder einen Platten, doch ihr Fahrer hat eine Abkürzung genommen und somit waren sie dann irgendwann vor uns.
Das konnte unser Fahrer aber nicht auf sich sitzen lassen und fuhr wie ein verrückter durch die Gassen, damit wir genau 0,02 Sekunden vor ihnen am Ziel waren. Gewonnen ist gewonnen.
Die Gegend hier ist leider nicht wirklich angenehm. Es stinkt und überall liegt Müll.


Naja so ist es halt in Indien und paar Meter weiter kann es schon wieder ganz anders aussehen.
Wir gehen die sehr schmale Treppe nach oben und klopfen an die Tür.
Es macht keiner auf, erst nach dem wir selbständig die Tür aufmachen, sehen wir, dass einer seelenruhig auf einer Bank liegt und am Handy spielt.
Mit Gästen haben sie anscheinend nicht gerechnet.
Er möchte von uns eine Buchungsbestätigung haben. Ist klar, hat er sowas nicht selber? Wir sagen, wir haben über Booking gebucht und er wird doch bestimmt irgendwelche Unterlagen oder Infos haben.
So ganz verstehen möchte er uns nicht und sagt, dass zwei Zimmer für heute vorbereitet sind. Na dann nehmen wir die, oder kommen heute noch andere? Nö.
Nach 5 Minuten reden, dürfen wir endlich in unsere Zimmer. Die Treppen sind steiler und noch schmaler als vorher. Eine reine Zumutung.
Die ersten Blicke ins Zimmer lassen einen ganz anders werden. Die Decken, Betten und Zimmer sind dreckig bis keimig. Ich war nur kurz Hände waschen und unser Bad stand unter Wasser.
Ein Zimmer kostet die Nacht 39 €, was eine gute Preiskategorie ist (für Deutschland umgerechnet 100 €).
Für uns ist es keine Option hier zu bleiben und uns schnell ein anderes Hotel zu suchen.
Auf einmal kommt der Hotelmanager. Wo war er nur vorher?
Also ganz komisch und noch mehr Grund hier weg zu gehen.
Nach 15 Minuten verlassen wir auch diesen Ort und haben ein anderes Hotel gefunden, welches zwar nicht direkt in der Altstadt ist, aber dafür sauber und gehoben (sogar 11 € preiswerter die Nacht).
Das einzige Problem ist jetzt, ein Tuk Tuk zu finden, welches uns zurück zum Fort fährt (dort wartet unser Bus).
Die ersten Zwei haben kein Bock und ruhen sich lieber aus.
Dann haben wir endlich eins gefunden. Es ist kein Problem uns alle vier plus Gepäck zu transportieren.
Ich sitze direkt neben den Fahrer vorne und die anderen hinten eingequetscht mit den Koffern. Aber es geht und ist ja auch keine ewig lange Fahrt.
Danach wechseln wir unser Gefährt und fahren mit dem Bus zum neuen Hotel.
Auf einmal stoppt unser Fahrer und zeigt uns eine Horde Meschen, tanzend hinter einem Fahrzeug mit Boxen, wo laute Musik raus kommt. Es ist eine Indische Hochzeit. Geil.
Wir fotografieren, filmen oder bestaunen einfach nur diese Lebensfreude und alle lächeln uns zu.
Danach fahren wir ganze 30 Meter weiter und sind an unserem Hotel angekommen.
Cool, dann können wir noch mal schnell zur tanzenden Masse und es von nahen beobachten, bevor sie weiter ziehen.
Nach zwei Minuten beobachten und mitwippen (anders kann man bei der Musik einfach gar nicht) werden wir in die Feiernde Horde reingezogen. Jule bei den Frauen und ich bei den Männer, direkt an der Box.
Es macht unheimlich viel Spaß und Lust auf mehr.
Irgendwann schreit aber die Dusche nach uns und wir laufen die paar Meter zurück.
Gleich werden wir noch von welchen Verfolgt, die uns zu der Hochzeit einladen. Sie ist genau gegenüber von uns. Das gibt es doch gar nicht, cool.
Wir sagen dankend zu und wollen gegen 20 Uhr (22 Uhr kommt die Braut) zustoßen.
Das Hotel ist so wie man es sich vorstellt. Sauber, gute Treppen und kompetentes Personal.




Wir bekommen noch die Info, dass das Essen scharf ist auf der Hochzeit (und wenn das die Inder sagen, dann gute Nacht). Also wollen wir gegen 19 Uhr los und vorher was essen gehen.
Jule und ich bestaunen auf der Dachterrasse die Aufbauten und sind gespannt auf heute Abend.
Zur vereinbarten Zeit gehen wir runter und bestaunen schon einmal die tollen Tiere und den tollen Eingang zur Location.





Was hier für ein Aufwand gemacht wird ist schon krass.
Auf dem Weg zum Essen werden wir schon wieder aufgefordert mit zu tanzen und alle sind froh, wenn man mitmacht.




Doch merkt man auch, dass besonders bei den Männern, der Alkoholpegel stark angestiegen ist und weiße Frauen was besonderes sind. Bis jetzt blieb zwar alles noch im Rahmen, aber die Aufdringlichkeit zu den Frauen wurde dann immer mehr und bevor es ins grenzwertige kommt, zogen wir hier eine reisleine und gingen ins Restaurant.
Dort bestelle ich mal wieder nichts scharfes und bekam was scharfes. Ich vertrage aber wirklich nichts an Schärfe und besonders in diesem Land ist es so schade, da es so lecker ist.


Nach dem Essen überlegen wir uns, ob wir nun wirklich zur Hochzeitsfeier reingehen werden. Doch da wir dann nur Fotos machen müssten, weil wir weiß sind und der Pegel immer mehr wird und wir sowas von auf die Frauen aufpassen müssten, hätten wir alle nichts von diesem tollen Erlebnis.
Wir entschließen, es uns auf der Dachterrasse gemütlich zu machen und dort das ganze Spektakel anzugucken.
Jule und ich wollen uns aber noch das andere Fest (800 Meter entfernt) angucken.
Wir laufen die paar Minuten dorthin und erleben die zweite Hochzeit. Auch hier tanzen wir ein bisschen mit und es ist gleich zu merken, dass hier ein anderes Klientel herrscht. Es sieht gehobener aus und wirkt gesitteter. Vielleicht gibt es hier kein Alkohol.
Die war auch wirklich genial und auch hier wurden wir eingeladen.
Doch wir wollen "unsere" Hochzeit von oben sehen und sind 21:40 Uhr wieder im Hotel. Dort holen wir Heidi ab (Holger ist müde gewesen) und setzen uns bei einem Kaltgetränk auf die Terrasse und warten.
Pünktlich wird ein großer Wagen, mit einem riesen Bogen (davor ist die Braut) zur Bühne gefahren. Davor ist natürlich extrem viel Show.
Das alles zieht sich ewig in die Länge. Irgendwann geht der Mann runter und holt seine Frau ab (das wird bestimmt nicht das letzte Mal so sein).
Anschließend müssen erst mal ewig Fotos gemacht werden.
Dann betreten Beide mit einem riesen Spektakel die Bühne und werden von allen gratuliert.
Danach werden von jeder Gruppe Fotos gemacht. Das zieht sich sehr in die Länge und es wird auch die ganze Nacht eine sehr ruhige Hochzeit werden. Hätten wir so nicht vermutet, wenn man den ganzen Tag die Stimmung und die Musik und die Massen mitbekommen hat.
Auf der anderen Hochzeit wurde noch ein Feuerwerk der extra Klasse gemacht und danach war es für uns auch Zeit ins Bett zu gehen .
Bis die Braut auf "unserer Hochzeit" auf der Bühne zu sehen war, hat es über eine Stunde gedauert. Sie hatte heute also wirklich ihren besonderen Tag bzw. großen Auftritt.





Ein extrem tolles Erlebnis war es alle Mal. Diese Freundlichkeit und dazu die Musik waren ein Traum.
Comments