Tag 10 Oualidia
- Tobi
- 20. Sept. 2021
- 5 Min. Lesezeit
Das wird heute einer der schönsten Tage werden, die wir in diesem Land bis jetzt hatten. Haben wir uns auch mehr als verdient.
Eigentlich wollten wir heute einen Schnorchel/Strand Tag einlegen, doch wie immer ändern wir unseren Plan, da das Wetter bis 15 Uhr bewölkt und regnerisch sein soll. Also fahren wir in eine Stadt. Nur welche? Entweder Safi oder El Jadida.
Wir entscheiden uns für letztere, weil es dort viel Sonnenschein geben soll und dies wichtig für das hier ist:
Jule ist sogar heute vor mir wach und macht krach. Wenn ich das machen würde, hätte ich schon längst irgendwas gegen den Kopf geschmissen bekommen. So ist das mit der Gleichberechtigung also.
Aber ich bin ja da nicht so empfindlich und denke mir, dass ich sie doch verkaufen werde. Vielleicht sogar nachher auf dem Markt. Mal gucken gegen was.
Das hat ja noch Zeit und wir machen uns Startklar und wählen die etwas länger Route, die direkt am Atlantik führt und sehr schön sein soll.
Für Fotopausen haben wir (oder nur ich) nachher noch Zeit, erst einmal ankommen und hoffen, dass es nicht so voll ist.
Die 80 Kilometer machen viel Spaß und wir fahren an tollen Kürbisständen, Erntefelder direkt am Ozean und an vielen schönen Buchten vorbei.









Diese Strecke hätte noch länger gehen können, doch nun sind wir schon in El Jadida und finden genau vor la citerne portugaise einen Parkplatz.
Doch leider ist dieser tolle Ort geschlossen, wegen Corona. Der Polizist, der uns das erklärt hat und wir ihm beim Fernsehen gucken gestört haben, flucht mit uns über diesen Virus und deutet nur nach oben, da soll die Aussicht sehr schön sein. Vielen Dank für diesen netten Plausch.
Oben auf der „Festung“ angekommen, sehen wir das richtig klare Wasser und Kanonen von früher.





Jule lehnt sich sehr weit hinunter, sodass ich aufpassen muss, dass sie nicht runterfällt. Das wäre ja was geworden – so kurz vor dem Tauschgeschäft.
Wir verlassen die Altstadt und nehmen den Markt gegenüber in Angriff und hoffen, dass wir hier in Ruhe gucken und einkaufen können. Es sollte diesmal der Fall sein und wir fühlten uns hier mehr als wohl. Es erinnerte ein bisschen an Jordanien (nur der Tee hat gefehlt) und wir kauften hier auch einiges ein.
Gleich beim ersten Gewürzhändler fanden wir super Rosenblüten (für unseren Tee zu Hause) und kauften eine kleine Tüte und dazu paar Zimtstangen. Der Preis war unschlagbar, genauso wie die Qualität, sodass wir nachher noch mal her müssen und noch mehr kaufen.
Das weitere schlendern brachte uns wieder die gute Laune zurück und wir liefen an super Obst und Gemüseständen vorbei, sowie Oliven und Backläden. Genial. Alle Menschen waren super freundlich und kein einziger war aufdringlich. So liebe ich diese Märkte. Der Einzige der hier schreit, ist der Marktschreier und der gehört auf jeden Fall dazu.



So kann man auch Hühner verkaufen

Die Verkäuferin das pure Leben.




Unser Gewürzdealer von vorhin ist leider momentan so voll, dass wir uns entschließen was zu essen. Jule bestellt sich ein Sandwich und ich mir einen Doublecheessburger.

Als wir auf das Essen warteten, kamen zwei Jugendliche mit einem richtig toll dekorierten Wagen angerollt. Als sie merkten, dass ich sie Filme, machten sie Späße und huschten immer schnell hinter ein Auto, bevor ich sie "erwischen" konnten. Wir haben viel gelacht, bis der Wind kam und ihre Schirme umgeknickt und die tolle Deko weggeweht hat. Sehr schade, aber es sah danach immer noch gut aus und es hielten viele an, um was zu kaufen.


Jule fand in Fes richtig tolle, bunte und hübsche Latschen, die sie damals leider nur in einer normalen Größe hatten (40) und nicht in Kinderfuß Größe.
Zufällig fand ich auf unseren Weg zu den Rosenblüten genau diese Schuhe wieder und Jule war hell auf begeistert. Es gibt sie in zwei Farben, einmal in Blau und Grün. Die Grünen waren ihr eine halbe Nummer zu groß, aber die Blauen passten perfekt, sodass sie schnell in Jules besitz waren. Ich konnte nicht mal so schnell bezahlen, da war Jule schon weg und begutachtete ihren neuen „Schatz“. Die Schuhe wird sie bestimmt auf dem Ackerland auch brauchen ;)
Nachdem wir noch zwei große Tüten Rosen gekauft haben, fällt Jule noch ein, dass die Grünen doch auch sehr schön waren und sie die jetzt auch noch will… Frauen. Was soll man dazu sagen?
Bin ich genauso bei Essen und Gewürzen? Bestimmt.
Voll gepackt wie Jule jetzt nun war, hatte ich ein bisschen Mitleid und wir gingen erst mal zum Auto um die Sachen in den Kofferraum zu legen.
Mein Plan, jetzt Jule an den Höchstbietenden zu verscherbeln, funktionierte nicht so ganz, denn sie hat sich einfach schon ins Auto gesetzt und wollte weiter. Da fehlen einem die Worte. Na halt übermorgen den nächsten Versuch in Safi, in der ältesten Stadt von Marokko.
Jetzt steuern wir unser Einkaufsladen des Vertrauens an, um Gewürze, Trinken und Naschereien für die Heimat zu besorgen.
Es ist jedes Mal ein genialer Anblick, wenn man diesen Laden betritt und diese Auswahl und dazu die frische sieht. Ich will diesen Laden auch bei uns haben.







Wir kauften viele verschiedene Sachen für zu Hause ein und warfen unsere Rubel (ach nee, falsches Land) ausm Fenster.
Zwei kalte Bier für unsere Unterkunft auch noch, was natürlich heißt, wir müssen schnell los, damit es nicht warm wird und das ohne Umwege.
Dies klappte natürlich nicht so ganz, bei diesen tollen Aussichten:




















Es war wunderschön und wir machten viele kleine, kurze Pausen, aber warum nur kurze? Weil an den schönsten Ecken des Landes nur Müll rumliegt und es widerlich stinkt.

Und das ist nicht mal das Schlimmste Bild. Traurig aber wahr.
Aber unser ganz besonderes Highlight folgte noch, als wir ganz viele Flamingos in freier Natur bewundern durften.



Neben uns war ein Marokkaner, der die Vögel beruflich verfolgt und uns erklärt, dass sie von Frankreich nach Senegal reisen werden, um den Herbst/Winter zu entfliehen. Phantastisch. Wir unterhielten uns eine Weile mit ihm, bis er sich wieder um "seine" Vögel kümmern musste und verabschiedeten uns nett.
Die letzten paar Kilometer fuhren wir noch an paar Dörfern vorbei, wo gerade der Grill angeschmissen wurde und dort der Fisch gemacht wird. Roch sehr gut.

Gegen 16 Uhr kommen wir in unserem Hotel an und entspannen auf dem Balkon mit den zwei kalten Bieren, ruhen uns aus und bewundern unser gekauftes bzw. Jule ihre Schuhe (jetzt strahlt sie wie ein Honigkuchenpferd und ist glücklich).
Nach unserer Siesta machen wir uns kurz vor 19 Uhr Richtung Strand. Dort wollen wir den Sonnenuntergang bewundern und nebenbei essen. Da soll noch mal jemand sagen, ich bin nicht romantisch. Mein Bericht, also auch meine Idee ;)
Wir bestellen uns zwei Schawarma mit Pommes und laufen an den vielen Buden, die Muscheln und frischen Fisch verkaufen vorbei, bis wir den Atlantik erreichen. Dieser zeigt sich auch von seiner besten Seite und bringt die Flut mit riesen Wellen, die gegen die Klippen zerspringen hervor. Immer wieder schön.
Wir setzen uns auf den Sand und genießen dieses Naturschauspiel. Das Essen schmeckt hier noch viel besser, auch wenn wir viele Besucher anlocken, die aber nichts abbekommen. Die Möwen haben ja hier wohl genug Möglichkeiten was zu finden.
Nach unserem Mahl fängt auch schon der Sonnenuntergang an und wir haben Glück, dass paar Wolken da sind, die später anfangen rot zu leuchten.












Ein würdiger Abschluss für diesen Tag - finde ich jedenfalls. Jule muss nämlich noch einen drauf setzen und holt sich einfach ein Eis und das ohne mich zu fragen. Wer hat ihr eigentlich das Geld gegeben?

Solange sie sich freut (wahrscheinlich, weil ich kein Eis abbekommen habe), bin ich auch zufrieden.
Wir besuchen noch den Spielplatz, genau gegenüber unseren Hotel und bestaunen die kleinen mini Fahrzeuge für die Kinder. Das besondere dabei ist, dass sie leuchten und ohne Hilfe an ihrem Parkplatz wieder einparken, fast wie so ein Staubroboter und ich glaube alle Väter/Männer (mich eingeschlossen) sind neidisch und wollen auch damit fahren. Leider sind wir viel zu groß.


Morgen werden wir spontan entscheiden was wir machen, aber ich denke diesmal gehen wir wirklich schnorcheln.
Gefahrene Kilometer: 177
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