Tag 11 Royal Natal Nationalpark
- Tobi
- 5. Juni 2019
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Sept. 2024
Heute ist endlich unser großer Tag gekommen. Wir werden ewig Wandern zum Tugela Wasserfall. Unser Vorfreude ist riesig.
Deswegen schlafen wir auch bis um 7 Uhr aus und machen uns frisch.
Pünktlich halb acht – zum Frühstücksstart- sind wir da. Wir werden schon sehr freundlich begrüßt und gefragt wie wir unsere Eier haben wollen. Heute Mal Spiegelei.
Vorher bedienen wir uns am Buffet. Es gibt Würste, Pancakes, warme Tomaten und eine Maiscreme.
Es war sehr lecker und gestärkt packen wir unseren Rucksack mit viel trinken und ein bisschen Essen.
Unser Navi sagt 25 Kilometer und 40 Minuten Fahrzeit. Das geht ja.
9 Uhr erreichen wir das Visitor Center und holen uns noch eine Mappe und fragen den Mitarbeiter, welche Route er empfiehlt.
Er zeigt uns die gleiche, wie ich es vorher im Internet gelesen habe und danach wünscht er uns Glück.
Also ab zum Parkplatz vom Wanderweg und noch schnell sich registriert. Das muss man machen und wir müssen angeben, welchen Weg wir wandern, wie alt wir sind, welche Hautfarbe, welches Auto und nach paar andere Sachen.
Das hat den Hintergrund, dass im Falle einer Verletzung oder einer Verirrung sich die Mitarbeiter auf die Suche nach uns machen würden. Find ich gar nicht schlecht.
9:25 Uhr starten wir mit einer Familie und mit einem älteren Ehepaar (ca. 65 Jahre alt). Der Anfang ging erst einmal weit, sehr weit nach unten. Wir weinen jetzt schon, weil wir wissen, dass wir den Weg ganz zum Schluss wieder hoch laufen müssen.
Als wir eine Holzbrücke erreichen, kann unser 12 Kilometer lange Wanderwege (hin- und zurück) beginnen.
Die erste Stunde führt am Abhang auf einen sehr schmalen Weg entlang. Die Sonne scheint ohne Gnade auf uns und wir ziehen unsere Pullover aus. Wir schwitzen jetzt schon. Aber die Aussicht ist traumhaft. Umzingelt vom Canyon und grünen Bergen fühlen wir uns wohl und machen immer wieder Trink und Fotopausen.
Bei der zweiten Pause werden wir vom älteren Ehepaar überholt. Die sind so schnell, dass wir sie erst einmal nicht mehr wieder sehen.
Der Weg bis jetzt ist wunderbar. Vereinzelt paar kleine Stufen, ansonsten nur ein Trampelpfad der ganz leicht nach oben geht. Es ist nicht groß anstrengend, da die Steigung wirklich nicht bemerkbar ist.
Die zweite Stunde führt dann endlich auch mal durch den Schatten oder Dschungel. Bei letzterem ist es am schönsten, da es hier noch schön Feucht ist.
Bis jetzt lief alles super und wir waren froh.
An einem großen Stein, der direkt über den Abhang ist, machten wir einen größere Pause. Dort überholte uns die Familie. Zu guckten neidisch auf unseren Stein, aber entschieden sich zum weiterlaufen. Bis dahin dachten wir, dass sie umgedreht sind.
Vom Stein aus hatten wir eine tolle 180 Grad Aussicht. Rechts den Dschungel und die bewachsenden Bergen, links die kahlen, aber tollen Canyons und dahinter das Amphitheater. Es war einfach herrlich hier.
Aber wir wollen ja noch was ganz anderes sehen.
Also weiter. Aber jetzt wurde die Strecke ein bisschen anspruchsvoller. Hier musste schon geklettert und über Steine, um den Fluss zu überqueren, gesprungen werden. Damit haben wir ja in diesem Urlaub schon Erfahrung und dafür ist es uns ein leichtes.
Auf einmal standen wir mit der Familie direkt am Flussufer und neben uns nur Steine.
Auf der einen Seite gab es eine 10 Meter lange Seilleiter und auf der anderen eine kurze Holzleiter, bei dieser Ging aber ein Weg entlang.
Wir überlegten und entschieden uns für die Holzleiter. Leider ist hier nicht Ausgeschildert oder ansatzweise Markiert. Die USA hat uns verdorben in Sachen Nationalparks.
Der Vater von der Familie ging die Seilleiter hoch, bekam aber von seinen Frauen kein zustimmen und so folgten sie uns.
Jetzt wurde der Weg schon bescheidener. Ganz schmal und steil, mit vielen Hindernissen ließen uns oben vollkommen pusten.
Doch oben ging dann kein Weg mehr weiter und ein Wasserfall war ansatzweise auch noch nicht sichtbar. Durch die ganzen Bäumen war die Aussicht auch nicht schön, sodass uns der insgesamt 3 Kilometer lange Weg umsonst war.
Frustrierend gingen wir wieder runter und überlegten was jetzt. Entweder die Seilleiter oder wir versuchen am Bach lang zu gehen.
Die Idee mit dem Bach war gar nicht so schlecht und so liefen wir schön durch den Canyon. Bis leider keine Steine mehr im Wasser lagen, wo wir lang laufen konnten. Also doch umdrehen und die Leiter nehmen.
Jule war sich nicht sicher. Also ging ich erst einmal hoch und wanderte dort ein bisschen rum. Der Weg war ab jetzt einfach nur noch Hart. Extrem steil und kaum zu belaufen. Danach noch ein ganz schmaler Pfad, den ich mir aber nicht weiter angeguckt habe. Ich ging zu Leiter und Schilderte Jule die Situation.
Jetzt sind wir so viel gewandert, also müssen wir den kleinen Rest auch noch überstehen und so ermutigt sie sich die Leiter hoch zu klettern. Auf der letzten Stufe bekam es Jule mit der Angst zu tun. Sie traute sich nicht hoch, da sie nicht wusste wie und das schlimmste war, wie kommt sie da wieder runter. Mit leichten Tränen und Panik ging Jule Vorsicht runter und war froh, wieder festen Boden unter sich zu haben.
Ich ging also auch noch Mal nach unten und beruhigte sie.
Ich schnappte mir den Rucksack, packte Jules trinken aus und ging dann alleine nach oben. Ich versprach spätestens 14 Uhr wieder zurück zu sein und kletterte hoch.
Als ich oben war, kam die Familie und kehrte den Rückweg ein.
Ich kletterte in der Zeit also wieder den harten Weg nach oben, bis ich an der schmalen Stelle ankam, die ich vorhin nur vom Weiten gesehen habe.
Mir stockte der Atem und ich dachte nur FUCK.
Jetzt hab es keine Stufen oder ähnliches mehr. Ein Drahtseil und an den steilen Felsen nur kleine Tritte aus Stahl und dazu noch Wurzeln die im Weg waren.
Mit voller Kraft und meinen letzten Reserven schaffte ich das nach oben. Die Strecke war wirklich mies und ich war kaputt. Ich lief noch kurz den Weg entlang und musste auf einem Aussichtsstein erst einmal Pause machen.
Als ich völlig kaputt war und von oben auch nicht gesehen habe wo irgendwas sein soll, überlegte ich kurz was ich nun mache. Genau in dem Moment kam ganz gemütlich das ältere Ehepaar und wir sprachen kurz.
Sie meinten zu mir, 500 Meter. Der Weg ist zwar anspruchsvoll aber es lohnt sich. Da sie so erholt aussahen, war ich wieder voll motiviert und bekam wieder Kraft.
Der restliche Weg ging nur noch runter, wobei ich da zwei Mal von einem 3 Meter hohen Stein springen musste. Erst beim zweiten dachte ich, mist, wie komme ich da wieder hoch.
Egal, erst mal zum Wasserfall. Jetzt hieß es nur noch von Stein zu Stein springen (diesmal 6 Meter hohe Steine) und ab und an klettern. Nach 600 Metern laut Google. Kam immer noch nichts und ich gucke weiter und es führte einfach ins Nichts. Ich habe auch kein Geräusch von einem Wasserfall gehört.
Ich gucke auf die Uhr und es war kurz nach halb 2.
Enttäuschend und Sauer machte ich mich auf den Rückweg. Das kann doch nicht wahr sein.
Ich kam also am ersten hohen Stein an, wo ich vorhin runter geklettert bin und versuchte den irgendwie hoch zukommen. Ich rutschte durch meine nassen Schuhe immer wieder weg.
Was nun. ich war ratlos und überlegte nun doch den Weg durch den Canyon, den wir vorhin gehen wollten, zu nehmen und mir lieber die Schuhe nass zu machen, als wieder diesen Weg zurück.
Doch ich hätte 3 Meter in ein 2 Meter tiefen See springen müssen. Leider hatte ich alle technischen Geräte bei mir und ich wollte mich auch nicht verletzen.
Also doch zum Stein und mit einem Riesensprung und Klimmzüge am Stein war ich oben. Beim zweiten Stein war es noch schwieriger, aber völlig ko kam ich nun an dem Stein an, wo ich vorhin saß und mit dem Ehepaar gesprochen habe.
Ich war durchgeschwitzt und konnte nicht mehr und die wirkten total entspannt. Ich suchte also, ob sie einen anderen Weg gegangen sind, aber es gab keinen. Wie haben die das geschafft?
Jetzt war ich wieder bei dem schmalen Weg, wo ich mich vorhin noch hoch hangeln musste.
Ein Mann Stand auf einmal vor mir und fragte mich wie der Weg ist und wie lange er noch dauert. Ich Schilderte ihn meine Ansicht und seine Freundin, die sich noch nicht hoch getraut hatte, wollte nicht mehr.
Er war am überlegen und sah wie ko ich war und ging runter. Mit vielen Schwierigkeiten schaffte er es.
Ich war so kaputt und wollte nur noch zu Jule, dass es anscheinend bei mir einfach aus sah – war es aber keineswegs- und fragte mich, ob ich sowas öfter mache. Ich wollte lachen, aber konnte nicht mehr.
Ich ging vor den beiden vor und erreichte dann endlich die Seilleiter wo Jule schon auf mich wartete. Sie saß auf einem Stein mitten im Bach und genoss die sonne.
Als ich endlich unten ankam, war ich so platt, dass ich mich gleich hingesetzt habe und eine Pause brauchte. Jule kam zu mir und fragte mich aus. Zum Glück ist sie da nicht mitgegangen.
Unsere Franzosen waren dann auch irgendwann unten und machten sich auf den Rückweg. Sie waren auch sehr enttäuscht.
Wir machten uns nun gegen 14 Uhr auch auf den Rückweg. Unsere Beine taten weh und wir weinte schon, weil wir wissen, dass ein Großteil der Strecke runter geht und das mehr Kraft in Anspruch nimmt, als nach oben.
Besonders ich war fertig und meine Beine wurden immer schwerer.
Jetzt haben wir mal die Rollen gewechselt und ich weinte mehr als Jule. Ich wollte einfach nicht mehr. Aber uns blieb ja nichts mehr übrig.
Der einzige Vorteil war jetzt, dass wir nur noch im Schatten liefen. Viele Pausen machten wir nicht, sodass wir gegen 16 Uhr endlich am Auto waren.
Wir kamen gleichzeitig mit der Familie an, mit denen wir auch begonnen haben. Nur unsere älteren Mitmenschen, die 100 Mal fitter waren als wir, sind spurlos verschwunden. Sie sitzen bestimmt schon zu Hause und Trinken ein Bier.
Endlich im Auto sitzen und schnell zur Unterkunft.
Am Visitor Center bestaunten wir noch viele frei lebende Affen und 16:25 Uhr verließen wir den Nationalpark.
Die restliche Strecke verging dann wie nichts und kurz vor 17 Uhr waren wir endlich da.
Jule freute sich endlich ihre Schuhe auszuziehen und lief ganz schnell (woher hat sie noch die Kraft?) zu unserem Zimmer.
Ich konnte nicht mehr und kroch auf allen Vieren zur Tür und sehnte mich nach einer Badewanne.
Diese tat auch wirklich gut. Einziges Manko. Keiner war bereit uns schnell eine Flasche Franzbrandwein zu bringen.
Danach aßen wir noch unser Essen von gestern und stoßen mit einem Bier auf unsere tolle Leistung an.
Besonders Jule war doch sehr mutig und an vielen Stellen auf den Hinweg dachte ich, da sagt sie nein und kehrt um. Ein riesen Lob an sie.
In der Zeit wo ich den Reisebericht geschrieben habe, liest Jule noch Mal alles durch und wir stellen fest, dass er Weg dahin noch schlimmer geworden wäre. Wir gucken uns Bilder an und denken, oh man, wir wollen doch nicht sterben und haben alles richtig gemacht.
Es gibt anscheinend noch einen einfachen Weg – der aber gesperrt ist – wo man nur eine 20- und 40 Meter hohe Seilleiter hoch klettern muss. Unsere war vorhin vllt gerade Mal 10 Meter hoch.
Wir werden gleich völlig kaputt ins Bett fallen und unsere Beine ein bisschen Ruhe gönnen. Hoffentlich haben wir morgen keinen großen Muskelkater.
Morgen geht es dann weiter nach Sabi. Dort sind auch viele Nationalparks und Wasserfälle. Für heute haben wir aber genug davon.
Gelaufene Kilometer:
Jule: ca. 14
Tobi: ca. 16
Gefahrene Kilometer: 50
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