Tag 13: Moab
- Tobi
- 10. Sept. 2018
- 10 Min. Lesezeit
Als ich aufstehe, zeigt meine Uhr 5:59 Uhr an. Aber ich habe vergessen sie zu stellen, sodass es doch schon 6:59 Uhr ist. Na, wenn das Mal kein Ausschlafen ist.
Die Duschen sind super. Richtig schöner Druck und warmes Wasser. Wir wollen sie gar nicht mehr verlassen.
Als Jule duschen war, habe ich in der Zeit das Auto startklar gemacht und festgestellt, dass wir sogar Strom am Platz haben. Schnell die Steckdose rausgeholt und alles aufgeladen.
Um 8:15 Uhr ist unser erster Stopp am Mc Donalds Parkplatz. Leider ist das Internet hier miserabel. Wir steuern Burger King gleich daneben an und siehe da, wir haben super WLAN.
Der Parkplatz wird für die Zeit in Moab unser Ziel sein, um mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Danach kaufen wir noch schnell Frühstück und Getränke beim City Markt ein (fast so gut wie Walmart) und fahren dann die sechs Meilen bis zum Arches Nationalpark.
Dort erwartet uns eine lange Autoschlange. Aber dadurch, dass die meisten den Anualpass haben, geht es auch sehr zügig voran.
Schon sind wir im Visitor Center und – wie soll es anders sein – holen unseren verdienten Stempel.
9:10 Uhr geht es aber endlich los. Die Fahrt bis zum ersten Viewpoint ist schon sagenhaft. Wir fahren einen Berg sehr hoch, er sticht uns mit seiner roten Farbe und den kleinen Felsen ins Auge. Herrlich.
Die ersten zehn Points überspringen wir, da es dort sehr voll und auf den ersten Blick kein Parkplatz frei ist. Das erste Ziel soll dann „The Windows Section“ werden. Hier ist der Parkplatz auch gerammelt voll und wir müssen suchen. Haben aber sehr viel Glück, dass genau in dem Moment jemand herausfährt.
Der doofe Holländer hinter mir, verflucht mich. Fährt er doch schon zum dritten Mal hier lang und hat ihn mehr verdient als ich. Mit solchen Aussagen werden die nie Weltmeister (das musste sein ;).
Mit einem lachenden Gesicht wandern wir den ersten Kilometer bis zu den „Fenstern“. Warum Fenster?
Ein heller, schmaler Berg hat genau zwei Öffnungen und da kann man durchgucken. Sie sehen wirklich wie Fenster aus. Es gibt das Süd- und das Nord Fenster. Leider sind sie im Moment sehr mit Asiaten überlaufen (sind wahrscheinlich wieder drei Busse gleichzeitig angekommen), so dass wir zum „Turret Arch“ (der Name ist nicht ausgedacht) laufen.
Hier sieht die Öffnung nicht wie ein Fenster, sondern wie eine riesige Tür aus. Diese Einladung nehmen wir natürlich gern an und laufen hindurch (wer lässt auch die Türen offen stehen). Ein super Ausblick auf die umliegenden Berge haben wir zusätzlich. Als wir fertig mit den Fotos sind, sind die Fenster endlich sauber gemacht und warten auf uns.
Auch hier ist der Ausblick schön, aber beim Turret war es doch ein bisschen besser.
Die ersten zwei Kilometer Wandern sind schon geschafft und das Wetter meint es wieder sehr gut mit uns. Keine einzige Wolke am Himmel und es sind schon um 11:00 Uhr, 30 Grad erreicht. Das kann ja was werden.
Jetzt fahren wir aber schnell zum nächsten Punkt. Es ist der „Delicate Arch“, den uns Holger sehr empfohlen hat und der das Wahrzeichen von Moab sein soll.
Der erste Parkplatz, wo der Wanderweg direkt anfängt, ist wieder einmal sehr voll. Der zweite, der uns „nur“ zu den Viewpoints bringt, ist mäßig gefüllt und wir finden einen schönen Schattenplatz.
Der Upperpoint ist nur 100 Meter entfernt, aber da sieht man leider so gut wie nichts, da müssen wir schon die 800 Meter zum Lowerpoint laufen. Dieser Weg hat eine ordentliche Steigung und viele Steine im Weg, aber es ist noch erträglich.
Von hier aus haben wir schon eine bessere Sicht auf den Delicate Arch. Ganz oben auf den Bergen sind ganz viele kleine Felsen, in denen auch wieder viele Fenster bzw. Türen sind. Sieht aus wie eine kleine Ministadt.
Wir sehen sehr viele Menschen da oben und wollen auch dahin. Deswegen gehen wir schnell wieder herunter und suchen den ersten Parkplatz wieder auf. Ich schnappe mir den vorletzten Parkplatz und wir gehen zur Infotafel.
Dort steht geschrieben, dass der beste Zeitpunkt für den Besuch der Ministadt in der Abenddämmerung sein soll und dass es ein sehr harter Weg ist. Es gibt kein Schatten und auch kaum Steine zum kurzen hinsetzen. Es wird wieder abgeraten den Weg von 10:00 bis 16:00 Uhr zu nehmen. Da es in der Sonne wieder über 40 Grad sind, lassen wir es fürs erste sein und gucken wie die Temperaturen heute um 17:00 oder 18:00 Uhr sind. Sind sie moderat, wandern wir dahin.
Mit großer Hoffnung, dass es doch zum Abend noch ein bisschen kühler wird, steuern wir die nächsten zwei Aussichtspunkte an. Diese beiden liegen gerade einmal nur 200 Meter voneinander entfernt, haben aber jeder einen genialen Ausblick auf den ganzen Nationalpark. Wir kommen wieder ins Schwärmen.
Alles Schöne hat aber ein Ende und so machen wir weiter zum nächsten Ziel, das gleichzeitig auch unser nächster Wanderweg sein wird.
Am Parkplatz des „Sand Dune Arch“ ist wieder kein Parkplatz frei und ich sehe unseren Holländer wieder Kreise fahren. Wieder einmal bin ich vor ihm und schwupps - wieder parkt ein Auto aus. Dieser Parkplatz ist der Jackpot. Ein Schattenplatz und direkt an der Treppe die zum Wanderweg führt.
Wieder verflucht er mich. Ich schmunzele und wäre es kein Holländer, würde er mir leid tun.
Mit guter Laune gehen wir jetzt 900 Meter bis es nicht mehr weiter geht. Der ganze Weg ist aus feinstem, rotbraunen Sand und zum Glück sind 90% des Weges im Schatten. Dieser Weg ist bis jetzt der Schönste und Beste. Umgeben von hohen Bergen und der Sandstraße kommen wir an einen Punkt, der nicht schöner sein könnte.
Auf einmal, mitten in der Wüste, steht ein Steinbogen in den perfekt die Sonne scheint. Da gerade keine Menschen hier sind, macht es das Bild noch besser und wir knipsen wie verrückt. Dann kommen doch zwei Touris - es sind Sachsen (die sind auch überall). Schnell verschwinden wir, bevor die noch auf die Idee kommen, mit uns zu reden und wir kein Wort verstehen.
Der Weg ist dann leider von vielen großen Steinen versperrt. Es gibt keinen Weg daran vorbei. Für mich schon und Jule kann sich auch gleich denken was ich vorhabe, sie ermutigt mich sogar dazu.
Ich darf hochklettern. Der Weg ist gar nicht so schwer mit meinen super Wanderschuhen und bald bin ich 50 Meter weit oben. Jule sieht noch kleiner als vorher aus, aber sie macht schöne Fotos, wie ich da völlig erschöpft oben stehe. Es hat sich sehr gelohnt da hoch zu gehen.
Viele Menschen sind nicht hier gewesen und so kann ich ganz allein die Wüste erkunden und werde verdutzt von Geckos und Flederrmäusen angeguckt.
Ich mache viele Fotos und gehe dann wieder auf den Ausgangsstein zurück. Von da aus sehe ich meinen Freund - den Holländer - der nur mit dem Kopf schüttelt und mir zu verstehen gibt, dass ich eine Macke habe. Ich hoffe, ich kann ihm noch einmal den Parkplatz wegschnappen. Wo er wohl geparkt hat, dass er jetzt erst hier ist?
Das hinunter klettern war dann doch sehr viel schwieriger. Jule kann sich das nicht angucken und sieht einfach weg. Hätte sie mich doch einmal in Aktion sehen können wie gelenkig ich bin. Ich springe von einem Stein zum anderen und gleite wie eine Gazelle auf den Sandboden.
Jetzt geht es Richtung „Devils Garden“. Davor sind aber noch viele kleine und sehr schöne Viewpoints, die wir uns nicht entgehen lassen, da es hier seltsamerweise sehr leer ist.
Als ich den letzten Punkt verlassen will, ist doch tatsächlich der Holländer vor mir. Mist!
Wir erreichen den Garten des Teufels, aber leider ist der Parkplatz extrem voll. Diesmal werde ich kein Glück haben, ihm wieder den Parkplatz wegzuschnappen.
Ich drehe mit ihm die zweite Runde und vor ihm parkt direkt jemand aus. Das gibt es doch nicht. Ich sehe in seinem Rückspiegel wie er hämisch grinst. Er parkt sehr langsam ein, damit ich mich wahrscheinlich ärgere, aber er bekommt nicht mit, dass das Auto neben ihn auch ausparken will.
Als er fertig ist, stehe ich direkt neben ihm und sogar einen Parkplatz besser. Sein Gesicht ist unbeschreiblich, so sah er 1974 zum WM Finale wahrscheinlich auch aus. Ich könnte Weinen vor Lachen.
Beim Aussteigen sehen wir nur noch rote Berge, auf denen noch mehr kleine, rote Kleckerburgen sind. Einfach himmlisch. Ein Stein sieht sogar so aus, als ob er den Mittelfinger zeigt (wahrscheinlich Richtung Holländer).
Wir füllen unseren Trinkvorrat vor dem Wanderweg auf und bereiten uns seelisch und moralisch auf die 3,2 Kilometer lange Wanderstrecke vor. Das Ziel ist der „Landscape Arch“ - auch eine Empfehlung von Holger. Dieser soll laut den Bildern eine schmale Brücke aus Stein sein.
Mit Vorfreude laufen wir den sehr angenehmen Weg, es gibt keine großen Steigerungen und viele Schattenplätze. So lässt es sich auch bei 34 Grad ganz gut wandern. Bei jedem bisschen Schatten, legen wir eine Trinkpause ein und erholen uns.
Nach 25 Minuten können wir vom Weiten schon die Brücke sehen. Sie ist faszinierend, wie kann die solange schon dort stehen?
Wir laufen soweit vor wie es nur möglich ist und machen tolle Bilder und eine Essenspause, wobei wir mehr trinken als essen.
Nebenan geht ein sehr steiler Weg zum „Partiton Arch“. Wir überlegen, ob wir den Weg auch erklimmen wollen, aber entscheiden uns dagegen, da nur die Sonne darauf scheint.
Froh und kaputt gehen wir den Weg zurück und füllen am Ende unsere Flaschen erneut auf. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Jetzt stehen leider nur noch die letzten zehn Punkte, die wir heute früh ignoriert haben an.
Jeder Punkt wird nach und nach schöner. Das Bild ändert sich jedes Mal komplett, entweder wieder viele Berge, schöne kleine Kleckerfelsen oder eine grüne Landschaft, wo ein einzelner Felsen heraussticht. Gigantisch.
Auf den Bergen sind viele kleine Kleckerburgen und darauf ist noch ein Stein, der einfach nicht runterfallen will. Wie geht das?
16:20 Uhr haben wir fast alles besichtigt. Die Temperatur zeigt noch 32 Grad an, sodass es mir dem Delicate Arch leider nichts wird. Sehr schade, aber vielleicht ist es morgen Abend besser.
Der Arches Nationalpark ist bis jetzt mein Favorit, hat er durch seine verschiedenen Facetten doch den Bryce Canyon überholt. Für jeden, der einmal hier in der Nähe ist, ist es ein MUSS.
Mit sehr schweren Beinen fahren wir jetzt wieder Richtung Moab. Wir wollen dorthin, wo wir gestern vorbei gefahren sind – aber nicht so viel Zeit hatten. Zum Wilsons Arch.
In der Hoffnung das er heute nicht voll ist und wir entspannt hochlaufen können.
Nach 30 Minuten haben das Ziel auch erreicht und es ist nur ein Auto auf dem Parkplatz und die haben selbst gerade eingeparkt und machen von unten Fotos.
Die haben wir gestern zum Glück schon gemacht und so können wir vorlaufen. Jule wartet aber erst unten und ich gehe nach oben, damit wir sehr coole Bilder machen können. Der Weg sah von unten doch viel einfacher aus, als er war. Als ich ankomme wollte Jule schon Bilder machen, doch ich musste erst einmal das Sauerstoffzelt aufbauen und darin kurz verweilen.
Danach fing das Fotoshooting an und genau als die beiden anderen kamen, war ich fertig. In der Zeit als sie Fotos machten, lief Jule nach oben. Ich machte in der Zeit das Sauerstoffzelt wieder startklar, damit sie sofort rein rennen kann. Also sie oben war, erinnerte sie mich an eine Tomate, die schwitzt. Ohne ein Wort zu verlieren, ging sie in das Zelt und kam nur nach Drohen raus.
Wir machten tolle Bilder, doch als wir auf den Parkplatz guckten sahen wir auf einmal sechs Autos stehen. Die Asiaten, die schon vor 30 Minuten da waren, suchen den Weg nach oben wahrscheinlich immer noch. Aber zwei junge Männer stiegen sehr motiviert aus und liefen sehr zügig Richtung Gipfel.
Für mich das Zeichen, das ich schnell herunter muss und von Jule Bilder mache, wie sie da allein oben steht.
Clever wie die Asiaten sind, guckten sie genau meinen Weg ab und liefen so hoch. Endlich haben sie einen Weg gefunden.
Als ich unten ankam, waren die zwei Männer schon fast oben, jetzt aber schnell. Leider hat Jule die Kamera so versteckt, dass ich ewig suchen musste und die Beiden leider oben waren und keine Rücksicht nahmen. Aber ich habe es doch noch hinbekommen, als beide von einem Baum verdeckt waren. Ging also noch einmal gut aus.
Jule kam dann auch sehr schnell wieder nach unten zu mir, da sich oben immer mehr Menschen aufhielten (mindestens zehn als wir weg fuhren). Nochmal richtig Glück gehabt.
Den Lopez Arch, der eigentlich direkt daneben war, fanden wir seltsamerweise nicht. Als wir umdrehten stand auf einmal ein Schild mit dem Namen, aber nur auf der einen Seite Richtung Moab. Besonders war der aber nicht und wir suchten vergeblich was hier dran so schön sein soll.
Eine große Aufschrift „Hole in the Rock“ gab uns doch viel Hoffnung etwas Geniales hier zu sehen. Doch das war der reinste Reinfall. Ich suche immer noch das Loch. Dafür konnten wir hier drei Mitbringsel für uns preisgünstig erwerben.
Völlig k.o. fahren wir wieder nach Moab, um noch ein paar Getränke zu holen, die Matratze wieder mit Luft zu befüllen und Holz zu kaufen.
Kurz bevor wir zu unserem Campground abbiegen, halten wir natürlich noch bei Burger Kind an und surften ein bisschen im Internet. Leider ist niemand mehr um 2:00 Uhr nachts wach.
An unserem Platz angekommen, steht auf einmal ein Reservierungsschild. Zum Glück mit der Aufschrift, von morgen.
Als ich den Grill anschmiss und Jule schon fertig war mit dem Auto aufbauen, kam eine Mitarbeiterin von Camp. Sie fragte ob wir über Booking den Premiumplatz gebucht haben und ich meinte ja, bis morgen. Das fand sie zufriedenstellend und wünschte uns noch einen schönen Abend. So einfach kann das gehen.
Unsere netten Nachbarn von gestern sind leider abgereist, so dass jetzt ein Wohnmobil in XXXL neben uns steht und die Klimaanlage sehr laut ist und uns nervt. Naja, nur noch bis morgen, dann sind wir einen Platz weiter.
Das Grillen erweist sich als ziemlich schwierig, da sich zehn Wespen am Tisch herumtreiben.
Jule bemerkt, dass ich den Einweggrills auf dem Plastiktisch stehen habe und fängt hektisch an mir zu sagen, dass er dort herunter muss.
Als ich ihn in den Sand hinlegen will, wird es so heiß, dass ich den Grill die letzten zehn Zentimeter fallen lasse und die Würste voll mit Sand sind. Zum Glück haben wir direkt am Platz Wasser, sodass wir sie abspülen können.
Danach machen wir gemütlich Feuer an und Jule genießt den super Sternenhimmel. Ich darf in der Zeit schreiben.
Als die Klimaanlage unserer Nachbarn aus ist, ist es extrem still und auf einmal kommt ein Mann mit einer Taschenlampe auf dem Kopf aus den Büschen und erschreckt Jule, so dass sie - als sie merkte, dass es ein Mensch und kein Bär ist - einen Lachkrampf bekommt. Er campt ganz oben auf dem Berg. Ziemlich lustig und von da aus hat man bestimmt auch einen genialen Ausblick auf den Fluss und die Bergen.
Der Fluss ist übrigens immer noch der Colorado River. Wusste ich bis heute Morgen auch nicht.
Jetzt gucken wir draußen (wir haben ja Strom) gemütlich am Feuer einen Film und erholen unsere erschöpften Körper. Fast 13 Kilometer sind wir heute gewandert und stolz auf uns.
Morgen geht es ins Canyonland.
Gefahrene Kilometer:230
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