Tag 14: Moab (Canyonland; Dead Horse State Park)
- Tobi
- 9. Sept. 2018
- 7 Min. Lesezeit
6:58 Uhr (diesmal die richtige Zeit) bin ich wach und gehe duschen. Die sind wirklich super.
Als Jule duschen geht, mache ich das Auto startklar und danach fahren wir zum Parkplatz von Burgee King, schreiben ein bisschen und dann geht es wieder zum City Markt: Eiswürfel, Getränke und Frühstück holen. Also, alles wie immer.
Unser erstes Ziel ist der Newspaper Rock, er ist 60 Meilen von uns entfernt. Die Strecke ist diesmal nicht so besonders für uns, da wir sie größtenteils schon dreimal befahren haben. Trotzdem nie sie nie langweilig und man entdeckt immer wieder was anderes, das einen begeistert.
9:00 Uhr erreichen wir den Newspaper Rock, er ist erschreckend leer, genau wie die ganze Strecke vorher. Es wundert uns doch sehr, da man von hier aus ja direkt zum Canyonland kommt und es doch schon eine normale Uhrzeit ist. Aber darüber beschweren wir uns natürlich nicht und genießen, dass wir die einzigen hier sind und alles in Ruhe angucken können.
Der Zeitungsfelsen ist ein Felsen mit ganz vielen eingemeißelten Petroglyphen, die einen raten lassen, was die Bilder sein könnten.
Man erkennt Tiere, Menschen, Tierfelle, Räder und Kochutensilien. Aber ich denke jeder wird sich sein eigenes Bild hier sich machen und seine Fantasie ausleben.
Einzig ein Büffel ist sehr gut zu erkennen. Sonst sehen die Menschen wir Roboter aus und einige haben ein Schwert in der Hand. Die Füße haben sechs bis sieben Zehe.
Wir spinnen uns in eine Welt, die es früher einmal gab und fragen uns, warum und was da gemeißelt wurde.
Man könnte ewig da stehen und sich die Wand angucken und einfach nur träumen. Ganz großes Kino.
Der Zaun davor ist nicht einmal hüfthoch und man könnte ihn ohne weiteres bezwingen, aber zum Glück macht das niemand und dieses Phänomen (ob es nun real ist oder nicht) bleibt bestehen und wird nicht mit irgendwelchem Mist beschmiert.
Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es jetzt zum 17 Meilen entfernten Canyonland. Kein einziges Auto steht am Eingang vor uns und so steuern wir das Visitor Center an und holen unseren Stempel. In Utah fehlen uns nur noch drei! Die werden wir zwar nicht schaffen, erfreut uns aber doch.
Der Blick auf die Parkkarte zeigt uns, dass wir nicht von Süden nach Norden fahren können, so wie wir es uns vorgestellt haben. Der Weg geht gerade einmal 16 Kilometer und bietet nur vier Viewpoints an und ein paar Wanderwege, auf denen es aber nichts Aufregendes zu sehen gibt.
Jetzt wissen wir auch, warum es so leer hierher war. Der Südeingang ist nicht reizvoll. Es gibt zwar zwei Wege, über die wir zum Norden kommen, aber die dauern mindestens zwei Tage und sind nur Offroad zu bewältigen. In unser Infomappe steht auch, dass selbst bei einigen Stellen Allrad-Autos stecken bleiben. Also nichts für uns und wir müssen einmal komplett außen herumfahren. Naja, wir haben ja Zeit.
95 Meilen sind es bis zum Dead Horse State Paek (der liegt zwei Meilen vom Nordeingang entfernt).
Der Weg zieht sich diesmal, vorbei am Wilsons Arch, Hole in the Rock, Moab und den Arches NP. Da wir die Orte jetzt schon alle kennen, kommen wir schon gegen 12:30 Uhr beim Toten Pferd an.
Hier erwartet uns eine sehr lange Autoschlange und es dauert ewig - viele wenden - und ich ahne nichts Gutes. Muss also doch verhältnismäßig teuer sein und so ist es auch: Eintritt 20$. Wir machen es trotzdem, denn wann sind wir denn noch einmal hier?
Am Visitor Center schnell unseren Stempel und eine Info Mappe geholt, dann kann es schon los gehen zum dem ersten kleinen Wanderweg direkt daneben.
Dort ist eine Schlucht, aus der vereinzelte Felsen heraus ragen - sieht nicht schlecht aus, aber es haut uns auch nicht aus den Socken (vielleicht haben wir schon zu viel Schöneres in diesem Urlaub erlebt).
Danach geht es zum zweiten und letzten Punkt. Hier ist der eigentliche „Dead Horse Point“ und man hat eine sehr große und tolle Aussicht auf den Colorado River. Es erinnert uns ein bisschen an den Horseshoe Bend, auch hier macht der Fluss eine 180 Grad Wendung um einen großen Felsen, hinter dem viele Berge rot schimmern.
Es ist sehr schön anzusehen, leider war es das dann auch. Ist das 20$ wert? Wir finden nicht, aber wenn man einmal hier ist und sich vorstellt wieviel man mit der Nationalparkkarte spart, kann man es trotzdem machen.
Die Aussicht und das drumherum ist sehr schön und von irgendwas muss ja alles auch finanziert werden.
Mit diesem schönen Blick in Kopf fahren wir die letzten Meilen zum Südeingang des Canyonlands. Hier ist es schon alles ein bisschen voller und viel besser gemacht, es gibt sehr viele Wanderwege, wovon die meisten aber für nur die Hintour schon 2-3 Stunden in Anspruch nehmen. Da es heute „nur“ 30 Grad sind, dafür aber extrem schwül und drückend ist, und unsere Beine von gestern noch ein bisschen weh tun, nehmen wir davon Abstand.
Wir beschließen, jeden einzelnen Viewpoint anzufahren und nur den Mesa Arch Trail zu laufen. Der dauert erstens nur 30 Minuten für die komplette Strecke und zweitens ist dort auch das Wahrzeichen des Parks.
Aber vorher gucken wir uns anderen Punkte an und es ist wieder super. Diesmal stechen die verschiedenen Canyons nicht durch ihre intensiven Farben hervor, sondern nur wegen des Ausblicks von so weit oben. Man sieht am Anfang eine glatte lange Landschaft, bis irgendwann die Schlucht auftaucht und gar nicht mehr aufhören will. In dieser sind auch wieder viele kleine Kleckerburgen. Wunderschön.
So geht es bis zu unserem Wanderweg auch weiter, die Strecke dorthin macht als Fahrer sehr viel Spaß, da eine Kurve nach der anderen kommt. Es erinnert uns ein bisschen an die Lombard Street in San Francisco, nur ohne die extreme Steigung. Es macht mir jedenfalls sehr viel Spaß.
Am Mesa Arch Trail angekommen, finden wir auch wieder einen super Parkplatz, packen den Rucksack und schon kann es los gehen.
Der Weg ist ziemlich einfach und nach zehn Minuten sind wir schon am Ziel angekommen. Leider ist es hier sehr voll und wir müssen weitere zehn Minuten warten, bis wir keinen Menschen davor oder daneben haben. Es ist diesmal wieder eine Brücke und ein Fenster zugleich. Durch das Fenster hat man einen super Blick auf die Kleckerburgen im Canyon. Einfach genial.
Als wir fertig sind, kommt eine größere Gruppe von Asiaten und Deutschen, also schnell weg hier, denn die haben kein Erbarmen und stellen sich in alle Bilder. Hauptsache sie haben ein Gutes. Absolutes Fremdschämen.
Im Auto angekommen fahren wir die tolle Strecke zurück und freuen uns, dass wir uns noch die Südseite angucken konnten. Plötzlich erschreckt mich ein Vogel, der selbstmörderisch gegen unser Auto fliegt und, wie ich im Rückspiegel sehe, auf die Straße geschleudert wird. Sehr traurig, aber ich bin auch verwundert, dass es erst der Erste ist, der dieses Schicksal erleidet - fliegen viele doch so niedrig, dass ich denkr ich erfasse alle zehn Minuten einen.
18:00 Uhr verlassen wir den Park und überlegen, ob wir den Arches Nationalpark noch einen Besuch abstatten und den Weg wandern zu gehen. Aber es sind noch 31 Grad, dazu das drückende Wetter und unsere schlappen Beine. Wir machen es also nicht, man kann halt nicht immer alles sehen und das Gesehene ist so schon beeindruckend genug.
In Moab angekommen, wollen wir eigentlich in der „Moab Brewery“ Essen gehen, hier waren Heidi und Holger vor ein paar Jahren und empfanden es als gut. Es ist bei uns auch gleich um die Ecke und so nehmen uns den letzten freien Parkplatz.
Draußen sitzen schon viele Menschen und warten, auch an der Bar und im Restaurant selbst ist alles voll. Die Bedienung sagt uns, wir können in 20-30 Minuten wieder kommen, da wird bestimmt was frei sein. Dankend lehnen wir ab und holen uns wieder etwas an der Frischetheke im Citymarkt.
Vorher blasen wir das letzte Mal unsere Matratze auf und holen Feuerholz. Wir kaufen zwei super Salate und frisch zubereitetes Hähnchen. Beides schmeckt sehr gut.
Am Campingplatz angekommen, ist unser Platz leider belegt, aber das wussten wir ja schon, so nehmen wir selbstsicher den Platz daneben und bereiten schon Einiges vor. Bis ein Mitarbeiter kommt und uns fragt, ob wir das reserviert hätten. Wir bejahen es und er sucht unseren Namen. Natürlich nicht auf dieser Liste zu finden. Er stellt dann fest, dass wir ja nur einen Zeltplatz gebucht haben und keinen für einen Campingwagen. Hätte ja klappen können. Da aber jetzt das Wochenende beginnt und es ist sehr voll ist, wird um die guten Plätze gekämpft.
Wir überreden ihn noch, dass wir den einen Platz ganz unten im Tal bekommen können, weil er noch sehr nah an den guten Toiletten ist und Jule natürlich irgendwas mit dem Magen hat. Er glaubt uns und sagt ausnahmsweise zu.
Aber das Zelthaus können wir leider nicht haben, das ist schon reserviert. Wollen wir auch nicht, wir brauchen nur eine Feuerschale und den Picknicktisch. Den bekommen wir auch seiner Meinung nach.
Ich parke also aus und will den Weg entlang fahren den er uns gezeigt hat. Als ich davorstehe, fragte ich ihn, ob es sein Ernst ist. Ein langer, schmaler Weg auf dem riesige Steine aus dem sehr weichen Sand heraus gucken. Er sagt ja und ich fahre los.
Oha, was für ein Weg, ich wünsche mir den Weg vom Monument Valley wieder. Wie wir da wieder rauskommen sollen, werden wir morgen sehen.
Am zugewiesenen Platz angekommen, stellen wir fest, dass wir keinen Tisch und Feuerschale haben, also setzten wir uns an das Zelthaus und bereiten alles vor und machen Feuer an.
Nach einer halben Stunde kommen mitten aus der Dunkelheit die Bewohner des Hauses an und bleiben im Sand stecken. Sie kommen mit ihrem Heckantrieb nicht weiter. Hätte der Mitarbeiter aber wissen sollen. Selbst wir hatten mit dem Jeep schon kleine Probleme.
Sie müssen also wenden und das Auto abschleppen und nach oben zu bringen.
Als der Mitarbeiter uns sah, stieg er aus und fragte uns warum wir denn hier sind. Ich erklärte ihm, dass wir die Feuerschale (diesmal eine alte LKW Felge, die voll mit altem Holz und Sand war) nicht anheben bzw. durch den weichen Sand bis zu uns schleppen können.
Er sagte okay, aber wir sollen uns dann mit den anderen absprechen. Irgendwann kamen die neuen Nachbarn beide auch von oben nach unten - es waren zwei Frauen. Die eine schrie uns gleich an und winkte wie verrückt.
Wir versuchten in Ruhe zu erklären, aber keine Chance. Sind ging in ihr Zelt und regte sich ziemlich laut über uns auf. Die Andere hatte anscheinend die Schnauze voll und holte eine Sache nach der anderen aus dem Auto und lief brav hoch und runter und war froh, dass sie ihre Ruhe hatte.
Auf einmal kam die Zicke wieder herausgestürmt und schrie uns an, dass wir das Feuer und unser Film ausmachen sollen. So schon einmal gar nicht und ab jetzt verstanden wir kein Wort mehr.
Der Mitarbeiter kam noch einmal vorbei, brachte nun endlich unseren Tisch und die feuerschale und fuhr weiter.
Endlich können wir von den doofen Frauen weg, sie sagte uns (bestimmt) noch was Nettes hinterher.
Nach dem Film und als das Holz verbrannt war, gingen wir das letzte Mal im Auto schlafen und ruhen uns für den morgigen Tag aus.
Gefahrene Kilometer: 432
Kommentare