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Tag 17: Yellowstone

  • Autorenbild: Tobi
    Tobi
  • 6. Sept. 2018
  • 6 Min. Lesezeit

„Ein USA-Urlaub ohne einen Bären zu sehen, ist kein echter USA-Urlaub“

Um eines vorweg zu nehmen, wir haben seit heute einen echten USA-Urlaub.

Aber von vorne. Der Wecker macht uns sanft um halb 4 wach und wir machen uns fertig für die Tiersuche. Der Rucksack ist mit allen wichtigen Dingen gepackt und das Fernglas ist natürlich in Jules Händen bzw. an den Augen, damit sie bloß nichts verpasst im Dunkeln.

Um 4:30 Uhr sind es null Grad und unsere Scheiben sind zugefroren. Durch den Wind ist es und wir warten im Auto, bis die Scheiben und wir getaut sind.

Dann kann die Fahrt los gehen und mit 25 mph fahre ich durch die Straßen und hoffe auf irgendetwas, aber bis zum Eingang des Parks ist leider nichts zu sehen.

Fünf Uhr sind wir dort und siehe da, man kommt um die Uhrzeit kostenlos rein. Es ist aber schon erstaunlich viel Verkehr und ich werde immer wieder mit einem Wahnsinns Tempo überholt.

Leider ist es noch dunkel und da wir heute in den Norden fahren - was gleichzeitig bedeutet, dass wir einen Berg hoch fahren - ist dazu sehr neblig und feucht, also unmöglich überhaupt etwas sehen.

6:00 Uhr ist noch keine Spur vom Sonnenaufgang zu sehen. Da das Fahren doch ziemlich anstrengenden ist, entscheiden wir uns am Parkplatz des Norris Points eine Pause einzulegen. Dort soll es auch einen super schönen Wanderweg geben.

Aber erst einmal schlafen wir im Auto noch eine Runde, bis es endlich hell ist.

Voller Freude steigen wir aus und müssen feststellen, dass der Nebel schlimmer geworden ist und wir dadurch nichts sehen. Wir hören nur das Blubbern der heißen Quellen.

Dann machen wir das halt später und fahren weiter zu den Mammoth Hot Springs. Unser Favorit für heute.

21 Meilen sind es bis dahin und das Wetter wird von Meile zu Meile besser.

Es gibt zwei Möglichkeiten sich die „Terrassen“ anzugucken. Einmal von oben nach unten laufen oder umgedreht.

Wir kommen von oben und es war die richtige Entscheidung. Wir nehmen zuerst den anderen Rundkurs und begutachten wieder die vielen Quellen und Geysire bis wir dann bei den Mammoth Hot Springs sind.

Es sind heiße Quellen bis zu 70 Grad und sie bilden durch ihren hohen Anteil an Kalk und Mineralien viele kleine Terrassen. Da es verschiedene Mineralien sind, die nur bei dieser Wärme überleben, hat jede zweite Stufe eine andere Farbe. Es sieht super aus, der pure Wahnsinn, was hier die Natur so macht. Ich glaube Bilder oder Videos können nur einen kleinen Bruchteil von dem wiedergeben wie es in Natura aussieht.

Wir wandern insgesamt über zwei Stunden an diesem wunderschönen Ort - bis Jule auf Toilette muss.

Wir fahren die One Way Strecke weiter, die noch einmal an den Highlights vorbei führt und parken dann bei den Toiletten vor dem Visitor Center.

Als wir aussteigen, kommt uns gleich ein Ranger entgegen und sagt, wir sollen einen großen Bogen machen. Das lässt uns natürlich neugierig werden, da es ja heißt, hier ist ein gefährliches Tier in der Nähe. Und tatsächlich, neben dem Gebäude liegt in aller Seelenruhe ein riesiger Elch und sonnt sich. Wie toll ist das denn?

Danach geht es wieder zurück und gucken wir uns noch die unteren Terrassen an. Wir wollen gar nicht mehr weg, aber es gibt hier einfach viel zu viel zu sehen und es wird immer toller.

Aber ob das zu toppen geht? Ja es geht!

Nächstes Ziel ist der Roosevelt Tower. Was es hier zu sehen gibt, wissen wir nicht. So fahren wir sofort weiter zu den Tower Fall. Der ist schon ein bisschen besser, aber da kennen wir ganz andere Wasserfälle.

Jetzt geht es 1200 Meter hoch auf insgesamt 3123 Meter. Es wird immer kälter und die Aussicht auf den sehr bewachsenen Berg, wo immer wieder Rauchzeichen von den Geysiren kommen, besser. Es fängt sogar kurz an zu schneien.

Außer die vielen tollen Aussichtspunkten ist nicht weiter viel zu sehen.

Oder doch? Ganz genau unseren Bären.

Ein Mann mit Kamera und Fernglas steht am Straßenrand und natürlich halten alle auf seiner Höhe an. Wir auch und wir sehen einen Bären. Endlich!

Schnell parke ich und Jule sprintet heraus und will ein Foto machen, ich nehme den Feldstecher und renne ihr hinterher. Das machen uns vier andere Personen nach und schon ist eine Menschenversammlung auf der Straße und alle kommenden Autos halten auch an und gucken.

Aber der Bär ist leider schon hinter den Bäumen verschwunden und lässt sich nicht mehr blicken. Leider kein Foto von ihm.

Wir sind die Letzten die die Hoffnung aufgeben, aber keine Chance. Schade, aber einen Bären und Elch haben wir heute schon einmal.

Weiter geht es Richtung Canyon Village, dort sollen die beiden schönsten Wasserfälle im ganzen Park sein. Der Upper- und der Lower Fall.

Unsere Befürchtung, dass der Parkplatz noch gesperrt ist, erweist sich zum Glück als falsch. Google weiß halt doch nicht alles.

Wir finden einen super Parkplatz und gucken uns an den drei Aussichtsplattformen die sehr tollen Wasserfälle an. Aber die Strecke von über drei Kilometern zu einem, wollen wir dann doch nicht laufen, da wir ja nachher noch unsere Wanderung machen. Wenn morgen noch Zeit ist, können wir das noch einmal überlegen.

Als wir den Parkplatz verlassen, kommen wir an einer weiteren Plattform vorbei. Ich parke auf dem letzten Platz, direkt an der Treppe (wie sollte es auch anders sein) und wir laufen die 100 Meter hoch und haben einen gigantischen Ausblick auf den Upper Fall. Er schimmert schön grün und fällt mit einer gigantischen Stärke herunter.

Das Wasser fließt in den 32 Kilometer langen und 342 Meter hohen Canyon. Ein super Bild, das quasi nach einem (oder 100) Foto(s) schreit.

Jetzt kommen wir aber zu unserem ersten Ziel, das wir wetterbedingt nach hinten verlegt haben. Der 3,6 Kilometer lange Weg durch die heißen Quellen und Geysire.

Vollgestopft mit guter Laune und schweren Beinen ziehen wir los und kommen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.

Der erste Punkt, der Steamboat Geysir, fängt gerade an auszubrechen und so rennen wir auf die obere Plattform und sind sprachlos. 20 Minuten sprudelt er, auf eine Höhe von zwölf Metern, Wasser ohne Ende von sich, Die Rauchwolke dahinter ist so stark, dass die Rauchbomben bei den Fußballspielen wir Kinderspielzeug wirken.

Er reißt uns in seinen Bann und es ist schwierig wegzugucken bzw. zu gehen. Aber wir wollen weiter, bleiben aber natürlich bei der unteren Plattform wieder hängen, da man hier „natürlich“ eine ganz andere Sicht hat.

Es wird immer besser. Wir laufen auf totem Boden, wo es aus jedem Loch raucht, blubbern und Wasser entlang fließt. Dazu die beeindruckenden klaren Farben. Wir gehen immer weiter und können es nicht glauben was es hier zu sehen gibt.

Aber das absolute Highlight kommt ja noch - fast zum Schluss: die „Porcelain Springs“ !

Was Besseres und Schöneres habe ich von der Natur noch nicht gesehen. Es ist nicht zu beschreiben. Diese Krater, Farben oder die Terrassen. Alles was den Yellowstone so einzigartig und toll macht, ist hier vereint.

Ich träume vor mich hin und schalte ab. Nichts soll mir diesen Moment rauben. Nach gefühlten Tagen fange ich auch an wie verrückt Fotos zu machen. Leider scheint die Sonne nicht so schön wie vorhin, aber in meinem Gedanken wird es hoffentlich immer so bleiben, wie es wirklich war.

Die letzten 200 Meter, die wir laufen wollen, werden durch einen Schneesturm und den sehr kalten Wind erschwert. Unsere Hände werden Eiszapfen, da wir ja weiter Fotos und Videos machen müssen.

Durchgefroren gehen wir wieder ins Auto und schalten die Heizung auf 25 Grad.

Vorbei an vielen weiteren Rauchsäulen und heißen Quellen (die langsam aber sicher sehr zum Baden einladen) geht es Richtung Ausgang. Hier ist auf einmal ein fünf Kilometer langer Stau.

Unsere Vorfreude ist riesig, denn wenn der Stau schon so lang ist, dann muss wirklich etwas Besonderes zu sehen sein (also keine Büffel mehr). Ungeduldig fahren wir einen Meter nach dem Anderen und haben Angst das Spektakel zu verpassen.

Es ist zwar kein Bär, aber auch kein Büffel, sondern ein Elch, der nicht zurück über den Fluss findet. Da warten schon vier andere auf ihn. Was für ein sehr schöner Abschluss.

Der Yellowstone ist der beste und schönste Park, den wir bis jetzt gesehen haben. Zum Glück haben wir ihn zum Schluss gesehen, denn ich wüsste nicht wie man ihn toppen könnte. Er ist zwar nicht ansatzweise mit den anderen Parks zu vergleichen, aber er ist unbeschreiblich - wie Island in XXL.

In West Yellowstone gehen wir noch etwas essen und bestellen uns beide eine Mischplatte, aus Büffel, Elch und Bärenfleisch. Es ist super lecker und schmeckt sehr wild. Ich mag das ja persönlich immer mal wieder.

In unserer Unterkunft stellen wir fest, dass wir zwei neue Mitbewohner haben, es sind Koreaner. Sie sind sehr gesprächig, laut und essen ganze Zeit. Die von gestern mochte ich mehr, denn die habe ich nicht gesehen und nur zwei Mal kurz gehört.

Wir begeben uns in unser Zimmer bzw. Jule geht erst einmal duschen und ich schreibe die Reiseberichte von den letzten zwei Tagen.

Jetzt bin ich fertig, gehe auch duschen und danach werden wir bei einem Film einschlafen.

Ein super toller Tag, den ich nie vergessen möchte.

Gefahrene Kilometer: 280

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