Tag 21: New York
- Tobi
- 3. Sept. 2018
- 8 Min. Lesezeit
Zwei Stunden haben wir durch die neue Zeitzone verloren, aber für mich genau richtig, denn nun ich bin wieder auf Normalmodus und halb sechs wach.
Da Jule noch tief und fest schläft - sich auch nicht wach machen lässt und ich dazu auch keinen Reisebericht mehr zu schreiben habe, chatte ich in der Zeit mit Holger.
Nebenbei gucke und plane ich schon die Urlaube fürs nächste Jahr. Jule wird sich bestimmt freuen.
Ein Blick nach draußen verspricht leider nichts Gutes. Es regnet und windet sehr stark, deswegen ist unsere Sicht aus dem Hotel - die wirklich super auf die Skyline von Manhattan zeigt - nicht gut. Ich hoffe es wird noch ein bisschen besser. Hauptsache der Regen hört auf (ich glaube ich muss Petrus noch ein Bier ausgeben).
Nach den letzten Tagen und vielleicht auch Wochen, holt Jule viel Schlaf nach (liegt wahrscheinlich auch am Schlafwetter) und ist erst kurz vor 10:00 Uhr wach. Das muss auch einmal sein, wir haben ja schließlich Urlaub und es regnet immer noch.
10:45 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Subway - wir wollen zum World Trade Center bzw. dem neu erbauten Gebäude und der Gedenkstelle. Es ist allerdings noch sehr grau und bezogen. Ach Petrus. Heute am letzten Tag willst du uns nochmal zeigen, dass du der Gott bist?
Wir fahren bis zur Endstation und verlassen den Bahnhof. Leider ist es jetzt ein richtig ekliger Nieselregen mit einem unangenehmen Wind dazu. Wir können nicht alles vom neuen World Trade Center sehen, dass genau neben der Stelle von den, vor fast genau 17 Jahren, durch einen Terroranschlag zerstörten Zwillingstürmen, gebaut worden ist. Der Bau ging von 2006 bis 2014 und es ist jetzt mit 541,3 Meter das höchste Gebäude der Stadt, bzw. den USA und allgemein das sechst höchste Gebäude der Welt. Es wirkt riesig und dadurch, dass wir nur ein ¾ sehen, erscheint es noch größer. Wir bekommen schon eine Nackenstarre, weil wir die Spitze sehen wollen, aber das Wetter lässt es nicht zu.
Der Eintritt für eine Besichtigung von ganz oben kostet pro Person 38$. Da die Sicht heute sowieso sehr schlecht ist, kommen wir nicht eine Sekunde ins Grübeln. Zum Glück haben wir das Empire State Building gestern bestiegen.
Wir laufen zur Gedenkstelle der ehemaligen Zwillingstürme. Die wurden erst viel später errichtet und am 12. September 2011, also zum zehnten Jahrestag eröffnet.
Ich hatte mich ausnahmsweise einmal nicht belesen, wie die aussehen und war doch überrascht. Ich hatte etwas komplett anderes erwartet.
Genau an den Stellen, wo die zwei Türme standen, stehen jetzt zwei sogenannte „Fußabdrücke“, die die Stelle, wo die beiden Türme standen, mit zwei riesen Becken bebaut haben.
Diese sind mit einer Umrandung versehen, auf der die Namen der 2983 Menschen (das muss man einmal auf sich wirken lassen) die am 11. September 2011 und am 26. Februar 1993 verstorben sind, eingemeißelt. Selbst die Namen der Attentäter wurden verzeichnet.
Auch wenn ich was komplett anderes erwartet hätte und das irgendwie zu touristisch gemacht worden ist, ist es doch eine Stelle, an der man über jeden Moment des Lebens froh sein kann und kurz innehält. Also genau das, was so eine Stelle hervorbringen soll. Es läuft auch sehr viel Security herum, damit der Platz nicht verunreinigt wird.
Egal wer nun wirklich darin verwickelt war, es gibt einem den Moment, in sich zu gehen und darüber nachzudenken, dass die Menschheit sich doch sehr ändern muss und dass der Weg in den letzten paar Jahren anscheinend der Falsche ist. Dabei belassen ich das auch einfach so.
Das Wetter ist noch ein bisschen schlimmer geworden und so gehen wir in das gegenüber liegende Einkaufscentrum C21. Die Busfahrt würde zu der Zeit keinen Spaß bzw. wenig Sinn ergeben.
Dort soll es auf sechs Etagen sehr preisgünstig viele Markensachen geben.
Der 1. Stock ist nur Kosmetik und teilweise für Männer. Der 2. komplett für Herren. Hier hat man eine solche große Auswahl, dass ich komplett überfordert bin und nicht weiß wo ich hinlaufen soll. Habe ich doch sonst nur 1/10 der Auswahl. Ich kann für mich eine neue „zu Hause Hose“ und ein Tanktop entscheiden. Natürlich muss ich das anprobieren und gehe zu den Umkleidekabinen, dort steht schon ein freundlicher Mitarbeiter und weist mir die Kabine zu. Davor stehen schon die Frauen, von den Männern, die gerade ihre Sachen anziehen.
Sobald sie etwas anprobiert haben, kommen sie raus und müssen erst einmal an sich ziehen lassen, ob sie es wirklich richtig gemacht haben. Danach bekommen sie ein „Okay“ oder ein „warte mal kurz, ich habe dahinten noch etwas Besseres gesehen“. Meistens warten sie dann zehn Minuten auf 20 heute Shirts, fünf Hosen, vier Schals und drei Schuhe (der eine fehlt, weil eine andere Frau, genau den gleichen braucht).
Ich dachte, ich kaufe ja nur etwas für zu Hause und es wird nicht wichtig sein, deshalb gehe ich nicht zu Jule heraus und ziehe es alleine (ich habe es irgendwie geschafft) an. Ich entscheide mich, dass ich beide Stück nehme. Als ich die Kabine verließ, sah ich nur weinende Männer, die nur noch nach Hause wollten.
Als ich mit meinen zwei Sachen heraus kam, fragt mich Jule, warum ich denn nicht wie die anderen heraus kam um ihr die Sachen zu zeigen? Also alles falsch gemacht.
Die nächsten drei Etagen sind nur für Frauen und es ist alles vorhanden. Bei den ersten Schritten habe ich schon keine Nerven mehr dafür und benutze das gute Internet. Meine Antworten sind sowieso falsch.
Zum Glück gibt es im 4. Stockwerk, wo auch die Umkleiden sind, 30 Männerplätze. Dort sind fünf Fernseher aufgebaut, auf denen Sport, Nachrichten und noch einmal Sport läuft. Daneben sind Getränkeautomaten und etwas für den kleinen Hunger aufgebaut. Ist ja auch logisch. Die Männer müssen ja irgendwie erfreut werden, damit sie nicht schreiend weg rennen.
Irgendwann kommt Jule mit zwei vollen Einkaufskörben (wie alle anderen Frauen auch) und stellt sich brav zum Umziehen an. Hier sind wirklich Abgrenzungen zum Anstellen gemacht - es wird eine sehr, sehr lange Schlange werden.
Ich schaue mich um und sehe noch Männer mit ansatzweiser Hoffnung. Internet ist ja zum Glück gut und so kann man einmal alles am Handy machen, wozu sonst die Zeit fehlt. Aber nach 30 Minuten weiß keiner mehr etwas mit sich anzufangen und guckt vergebens zu seiner Frau, die immer noch in der Schlange steht. Manche fangen an zu weinen und werden von den Anderen aufgebaut, aber die weinen selber und man merkt - es ist ein Teufelskreis.
Bei denjenigen, die schon drei Stunden warten und deren Frau rauskommt, erkenne ich langsam wieder Leben - aber falsch. Sie erhalten nur drei von 150 Sachen und die Frau sucht sich die nächsten 100 zum Anprobieren. Ist ja so preiswert und toll…. Ist klar.
Mittlerweile gibt es auch keinen freien Platz mehr, nur noch Stehplätze und jeder hat mit jedem Mitleid und verflucht innerlich das schlechte Wetter und das Einkaufen. Warum gibt es Gottverdammt nochmal, keine Bar hier. Die würde doch eine reine Goldgrube werden.
Nach gefühlten Tagen, kommt dann auch Jule und meinte, sie geht noch einmal kurz rein, weil sie sich entscheiden muss. Dies hat auch nur 45 Minuten gedauert und ich fange an zu weinen.
Ein!!!! Shirt holt sie sich und wir können endlich in die 6. Etage zu den Kindersachen. Auch hier ist die Auswahl sehr groß, wir sehen eine wunderschöne Jacke für Johanna (sie hatte schließlich in unserem Urlaub Geburtstag), sie ist so süß, dass sie unbedingt gekauft werden muss. Ich freue mich schon, die kleine Prinzessin da drin zu sehen.
Für Oli gab es leider nichts Tolles. Ich hoffe wir finden noch etwas für ihn.
Jetzt können wir endlich diesen schrecklichen Ort verlassen - Petrus hat anscheinend doch sehr viel Mitleid mit mir gehabt, denn das Wetter wird besser und es regnet nicht mehr.
So können wir die paar Meter zur Busstation laufen und unser Brooklyn-Tour in Angriff nehmen. In 15 Minuten soll es los gehen und es steht schon eine lange Schlange davor. Jule stellt sich brav an, aber ich meinte, wir haben doch ein VIP Ticket und haben Priority Boarding. Wozu anstellen. Als der Bus kam, stürzen gleich alle zum Eingang. Ich zeigte nur den VIP-Ausweis und wir kommen als Erste in den Bus und können uns so gut einen Platz aussuchen.
Unsere Tour führt über die Manhattan Bridge nach Brooklyn, von der man einen super Ausblick auf die Brooklyn-Bridge hat. Sie sieht schon sehr imposant und interessant aus. Mich erinnert es ein bisschen an die Tower-Bridge aus London. Es gibt übrigens drei Brücken die von Brooklyn bzw. Manhattan führen. Die Manhattan- Brooklyn- und die Williamsbridge. Sie werden auch gerne die BMW Brücken genannt.
Diesmal funktioniert auch unser deutscher Audio Guide und es ist sehr interessant. Leider spricht eine Asiatin, bei der man sehr viel Mühe hat um die zu verstehen. Hätten sie ja auch gleich einen Sachsen sprechen lassen können. Sehr schade. Aber das was ich verstand, war interessant. Besonders das mit der Football Mannschaft, die von LA abgekauft worden ist.
Bei dieser Tour konnten wir nirgends aussteigen und dauerte die Fahrt ein bisschen mehr als zwei Stunden bis wir am Time Square angekommen sind. Da es Freitag ist, wird es schon sehr voll.
Wir sind durch die Fahrt ein bisschen durchgefroren und gehen in eine Bar um etwas zu trinken und zu essen. Leider gab es keine heiße Schokolade für Jule.
Dort überlegen wir uns, ob wir noch die Nachttour machen, da es zwar nicht regnet, aber es sehr kalt nach 30 Minuten wird.
Die Entscheidung fällen wir spontan und schlendern erstmal über die belebte Straße. Es wird langsam dunkel und es ist beeindruckend. Genau so stelle ich mir Amerika vor. Überall Bling Bling, viele Menschen, hektischer Verkehr und ein McDonald’s, Starbucks und Essenladen neben dem anderen.
Es wird immer wärmer und die Sicht klarer. Also machen wir die Nighttour. Am Bus angekommen steht auch schon eine gute Schlange davor, aber es sind doch schon welche am Bord. Ich gehe also zur Bustür und der Fahrer macht sie auf. Ich werde von einem Mitarbeiter gebeten, mich doch hinten anzustellen, aber der Fahrer ist schneller und sieht unser Ticket und meinte, die sind VIP. Also ist alles egal und wir dürfen den Bus betreten, ohne zu warten. So mag ich das noch viel mehr.
Die Fahrt wird richtig genial. Dafür hat sich dieses Ticket schon mehr als gelohnt. Wir sehen den belebten und extrem beleuchteten Time Square und von der Manhattan Bridge haben wir einen genialen Ausblick auf die Skyline, die im Dunkeln 100x besser rüber kommt und wir sehen sogar die Freiheitsstatue. Einfach genial.
Der deutsche Audio-Guide ist diesmal viel besser. Zwar spricht sie sehr gelangweilt und monoton und kann komplizierte Worte wie, Architekt, Architektur und Chinese nicht aussprechen, aber es ist sehr interessant und super. So viele Informationen über alles.
Nach zwei Stunden sind wir um 21:00 Uhr wieder am Time Square. Den machen wir nun unsicher, er wirkt jetzt im richtigen Dunkeln noch beeindruckender.
In einem Souvenirladen kaufen wir endlich noch was für Oli und Charlotte und begeben uns danach in den Pub „Mcgess“. Dieser ist das Vorbild für die Bar „McLarens“ von der sehr berühmten Serie „How i met your Mother“ gewesen. Es ist ein schönes Feeling da drin und die Preise normal für eine Bar. Ich dachte schon, wir müssen hier ewig anstehen und dass es sehr teuer sei.
K.O. wie wir wieder einmal sind, begeben wir uns gegen halb zwölf in Richtung Metro und fahren zum Hotel. Diese erreichen wir kurz nach 0:00 Uhr und freuen uns, dass wir heute noch einmal so einen tollen Tag hatten.
In der Zeit wo ich den Bericht schreibe, schläft Jule schon, Also alles beim Alten.
Ich bin sehr froh, dass wir zum Abschluss noch einmal so einen Tag (mit seinen Höhen und Tiefen) hatten und es genießen konnten. Das Wetter wurde zum Glück viel besser, so dass ich Petrus noch ein Bier schulde, aber das bekommt er natürlich gern.
Ich mache mir jetzt noch einen Film an und gehe dann schlafen. Morgen fliegen wir um kurz nach 18:00 Uhr los und nach drei Wochen sind wir dann auch froh, bald wieder zu Hause zu sein.
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