Tag 3 Messina – Parco dei Nebrodi – Agrigento
- Tobi
- 15. Mai 2018
- 6 Min. Lesezeit
Um 6:30 Uhr werde ich wach und habe selten so gut geschlafen in einem anderen Bett. Die Matratze brauchen wir auch für zu Hause.
Als ich auf mein Handy gucke, werde ich von Holger schon „angemeckert“, dass ich ausgeschlafen habe und nicht wie sonst um halb sechs wach war. Aber wir können trotz 9 h Zeitverschiebung noch kurz Chatten.
Ich begebe mich raus auf die Terrasse und bewundere die wunderschöne Aussicht auf das Mittelmeer und die dahinter befindende Stadt.
Jule schläft noch tief und fest, sodass ich meinen Reisebericht schreiben kann.
Nachdem dieser fertig ist, wecke ich sie liebe voll, ist es doch schon halb acht.
Danach gehen wir unser Frühstück in dem Café unter uns. Das gehörte mit zum Preis. Ich bekomme einen Apfelsaft und Jule eine heiße Schokolade (die sie natürlich auf dem ganzen Tisch verteilt hat) und jeder ein Croissant. War nichts Weltbewegendes, aber es erfüllte seinen Zweck.
Um kurz vor 9 Uhr fahren wir Richtung Nationalpark „Parca dei Nebrodi“.
120 Kilometer liegen vor uns und die ersten 85 sind Autobahn. Wer denkt das dies langweilig ist irrt sich. Wir beide kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Links ist das wunderbar, blau schimmernde Wasser und rechts die Berge, die alle 4 min eine andere Fauna haben. Unglaublich.
Und an den Leitplanken wächst alles, was so eine Fahrt noch schöner machen kann. Es sind die unterschiedlichsten Farben und Pflanzen.
Die Letzen 30 Kilometern geht es 1890 Meter hoch und es sind nur Kurven zu fahren. Die Natur wird immer schöner, bis wir auf 1600 Meter in ein dicht besiedeltes Dörfchen kommen, wo ich vermute die Mafia haust.
Sie gucken uns merkwürdig an. Ich versuche mit dem Mafia-Boss um Jule zu verhandeln.
20 Ziegen oder 15 Schafe sind meine Mindestanforderung bei dem Deal.
So viel hat er nicht und von irgendwas muss er doch auch Leben. Diese Masche kenne ich schon aus meinem Asienurlaub und stößt bei mir kein Mitleid aus.
Als er merkt, dass nichts mehr geht, dürfen wir den Weg passieren und er wünscht uns noch einen schönen Urlaub und falls ich Mal einen neuen Job brauche, soll ich mich bei Ihm melden, unter der Bedingung, dass ich die FIFA schmiere, damit Italien sich auch Mal wieder qualifiziert, weil damit ist richtig Geld zu machen. Ich gebe ihn noch eine Ghettofaust und wir fahren schnell weg. Also ob ich dafür verantwortlich sein möchte, dass die wieder bei einem Turnier mitspielen dürfen.
Laut Navi haben wir unser Ziel erreicht. Wir fahren zwar schon ganze Zeit im Nationalpark Rum, aber nicht die schönen Strecken, obwohl uns das schon fast ausreicht, was wir bis jetzt gesehen haben. Wir kommen an einer Gabelung an und trauen uns nicht weiterzufahren,
Wir haben leider keinen SUV.
Wir drehen um, in der Hoffnung endlich Mal eine Ausschilderung oder ähnliches zu finden. Und nach 5 Kilometer planlosen Rumfahrens, finden wir eine. Aber wo die Hinführen soll, werden wir wohl nie erfahren. Die Gasse würde ich nicht Mal mit einem Fahrrad schaffen, so eng sind sie.
Also ändern wir unseren Plan und fahren zu unserem Apartment (noch Mal 120 Kilometer).
Jetzt geht es 45 Kilometer Berg runter und nur Kurven. Jule fängt langsam Gefallen daran zu finden und fährt immer mehr wie ein Italiener. Hoffentlich fährt sie in Berlin nicht so, nicht das ihr heimlicher Verehrer (der Polizeipräsident) ihr noch mehr Briefe schickt.
10 Kilometer vor unserer Abfahrt machen wir noch einen kurzen Abstecher zu den Schlammvulkanen.
September 2014 sind dort leider zwei Kinder verstorben und seitdem geschlossen, aber wir wollen trotzdem Mal hinfahren. Vielleicht hört, riecht oder sieht man was ja von weitem.
Kurz vorher steht schon ein riesen Schild, dass alles umzäuntes Sperrgebiet sei und betreten strengstens verboten ist.
Das Denkmal für die beiden Kinder steht noch da und wird, so wie es aussieht, auch immer wieder neu geschmückt.
Jule will schon wieder zurück, aber ich möchte mindestens am Zaun Langlaufen, in der Hoffnung irgendwas Tolles zu sehen. Wir laufen also die Wüste entlang und sind die einzigen Menschen Meilen weit.
Irgendwann sehen wir den ehemaligen Eingang und siehe da, es ist kein Zaun mehr vorhanden. Für mich also ein Zeichen, dass ich betreten darf. Jule kommt mit zitternden Knien mit.
Es sieht wie eine Mondlandschaft aus. Nur Krater und kein Schlamm. Wir denken, sie haben dieses Naturwunder aus Sicherheitsgründen zugeschüttet. Schade. Eine winzige kleine Schlammblase blubbert vor sich hin, das war es leider auch. Es ist alles ausgetrocknet, aber es war den Umweg wert.
Im Nachhinein lese ich, dass viele sich nicht an die Abzäunung gehalten haben und sie diese einfach umgangen sind und sie dadurch gezwungen wären, alles zuzuschütten. Deswegen war am Eingang auch kein Zaun, weil keine Gefahr mehr besteht.
Nach 15 min erreichen wir unser Apartment, leider können wir dort nicht parken, sodass wir unten parken müssen und 500 Meter mit einer Steigung von mindestens (gefühlt jedenfalls) 80 % bewältigen müssen.
Schweißgebadet kommen wir an und bekommen erst Mal Wasser vom Vermieter, der uns wieder einmal sehr herzlich begrüßt.
Das Zimmer ist wieder sehr schön und geräumig und es fehlt an nichts.
Es ist mittlerweile 16:30 Uhr und wir wollen was essen gehen und uns dann auf den Weg zu den Archäologischen Stätten von Agrigent machen.
Leider ist bis 19 Uhr Siesta (dies kenne ich ja aus Gotha ganz gut) und es ist wie ausgestorben. Dann machen wir uns halt gleich auf den Weg und gehen nur vorher kurz einkaufen und holen was zum Naschen.
Gesagt, getan und 20 min später sind wir am Zielort.
Die Kostenlose Parkplätze sind leider alle vergeben, sodass wir auf dem bezahlten hinmüssen (3,50€).
Nachdem wir die 10 € Eintritt bezahlt haben (ich wollte mich eigentlich an den unbewachten Eingang vorbei schleichen) ging unsere 6 Kilometertour zu Fuß los.
Die Sonne zeigt sich Mal wieder von der besten Seite und die Trümmer aus Lehm kommen dadurch noch viel besser zu Geltung.
Wir wandern und klettern den traumhaften Weg entlang und weinen, dass unsere Handys kaum noch Akku haben um Fotos schießen zu können. Auf der rechten Seite sieht man die Stadt am Meer und links die Stadt, die auf den Bergen gebaut worden ist (dort haben auch wir unsere Unterkunft).
Betreten der antiken Säulen ist verboten, doch ist nur die Hälfte eingezäunt und wenn man so wie wir, von hinten kommt, sieht man nichts von der Absperrung.
So gehe ich zielbewusst zu den Säulen, damit Jule ein gutes Foto machen kann. Erst beim Verlassen sehe ich, dass es abgesperrt und verboten ist. Deswegen geht Jule nicht zu den Säulen. Viele schütteln den Kopf wegen unserem Verhalten. Es tut einem ja leid, man möchte ja nichts kaputt machen, aber dann sollten die das schon besser absperren oder Schilder bzw. Zäune auf allen Seiten anbringen. Aber so konnten wir das Mal aus einer Perspektive sehen, wie es wahrscheinlich nicht viele getan haben.
Nach 2,5 h wandern geht es zurück zum Auto. Dort finde ich zufällig noch so einen komischen Münzprägungsautomaten, den Jule so toll findet. Ich gebe ihr Bescheid und sie will natürlich alle 3 haben. Na habe ich was angerichtet.
Völlig erschöpft, aber glücklich und froh über das gesehene gehen wir kurz ins Zimmer zurück, legen die Sachen zurück und gehen was essen. ´
Es ist mittlerweile 20 Uhr und es herrscht das pure Leben auf den Straßen. Wir gehen in eine gemütliche Pizzeria und essen – wie soll es auch anders sein – Pizza. Sie schmecken ziemlich gut. Aber habe in Italien schon bessere gegessen.
Kurz vor unserem Stufenmarsch zum Apartment halten wir noch an einer Cocktailbar an, um zwei Margaritas – zum Mitnehmen – zu bestellen.
Wir machen es uns draußen auf unsere Terrasse gemütlich und wollen sie trinken. Sie schmecken leider nur nach Alkohol. Jule versucht dieses Zeug noch mit 1 Liter Saft zu mischen, aber es schmeckt trotzdem nicht, sodass wir es leider wegkippen müssen. 22 Uhr fangen auch langsam an die Mücken aus ihrer Siesta wach zu werden und Stechen einen wie verrückt.
Jule geht Duschen und schläft jetzt und ich lasse den Tag mit diesem Bericht revour passieren und freue mich, dass wir bis jetzt so tolle Tage hatten und wir so viel Glück mit dem Wetter haben. Jule hat bis jetzt auch noch keine großen Anzeichen von einer Allergier und seltsamerweise auf nichts Wichtiges vergessen, was wir im Urlaub noch unbedingt kaufen müssen (aber was nicht ist, kann ja noch kommen).
Morgen geht es nach Surakus, meinen Favoriten.
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