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Tag 3 – Willkommen in Kanada

  • Autorenbild: Tobi
    Tobi
  • 29. Mai 2023
  • 6 Min. Lesezeit

 

Unsere erste Nacht im Camper ist nun vorbei. Wir haben sehr gut geschlafen, die Betten sind super und wir haben Platz.

Ein Blick nach draußen und man sieht die Berge und den Fluss. So steht man gerne auf und es macht Lust auf mehr.


Um 7.45 Uhr sind wir abfahrbereit und nehmen nicht die Autobahnroute, sondern die 5 Meilen längere, durch die Dörfer.

Das ist eine ziemliche gute Idee gewesen. Es herrscht wenig Verkehr und so können wir entspannt durch die Natur tuckern.

Nach 2 Stunden sind wir kurz vor der Grenze. Jule hat schon zitternde Knie, weil wir noch zwei Scheiben Käse und ein bisschen Gurke übrig haben.


Ich hatte ihr vorher erzählt, wenn wir mit irgendwas erwischt werden, muss sie auf einem Bein und einen Finger auf der Nase die Nationalhymne von Kanada rückwärts singen und das dann noch auf französisch.


Doch die erste Herausforderung ist, durch den Drive In Schalter der Passkontrolle zu kommen. Mit dem Auto war das vorher ja nie ein Problem. Jules Herz schlägt jetzt noch schneller.

Zentimeter genau fahre ich durch die beiden Häuschen und gebe unsere Pässe ab. Die Beamtin ist sehr freundlich und will nicht viel reden. Habe ich kein Problem damit und nach einer Minute sind wir in Britisch Columbia.


Jule ist wieder beruhigt und stellt fest, dass wir keinen Stempel bekommen haben. In Seattle anscheinend auch nicht. Eine bodenlose Frechheit. Also Rückwärtsgang eingelegt. Die Beamtin steigt leider zu früh aus ihrem Häuschen um zu gucken was wir vorhaben, so dass ich sie mit dem Spiegel erwische.

Wir geben ihr ein Kaltgetränk zum Kühlen. Doch irgendetwas ist anders. Sie singt die Koreanische Nationalhymne. Gut, mit ihr ist nicht mehr viel anzufangen und wir fahren ohne Stempel weiter.

Jule guckt mich traurig an und ist kurz vorm Weinen. Ich frage sie, ob sie auch mal raus, in die Nähe des Spiegels möchte und schon ist sie still und wir können endlich weiter. Wertvolle Millisekunden.

Die ersten 80 Kilometer geht es über die Autobahn. Endlich werden wieder Kilometer und km/h angezeigt.


Vier bis fünf Spuren hat die Autobahn und so ist der Verkehr bis Vancouver ziemlich flüssig. Dort fahren wir über eine super schöne Brücke, von wo man die Stadt einsehen kann. Sie macht einen schönen Eindruck, doch mit dem Camper haben wir keine Lust dadurch zu fahren und steuern gleich den „Sea-to-Sky-Highway“ an.


Der erste Kilometer ist schon ein Schockmoment. Man ist das geil. Es ist so traumhaft schön, dadurch das es zwei spurig ist und es nicht sehr voll ist, kann ich auf der rechten Seite mit entspannten 50 km/h fahren und selbst die Aussicht genießen.

Leider fehlen hier Haltebuchen. Man kann halt nicht alles haben.



12 Uhr erreichen wir unseren ersten wirklichen Tagespunkt, die Shannon Falls.

Der Parkplatz ist schon sehr gut gefüllt und auch einige Camper sind zu sehen.

Beim Aussteigen hört man schon das Rauschen vom Wasserfall. Nach einem 5-minütigen Spaziergang erreichen wir den ersten Viewpoint, erfreuen uns, laufen zum oberen Aussichtspunkt und ist völlig aus dem Häuschen. Das ist mit Abstand der beste (oder gigantischste) Wasserfall den wir je gesehen haben. Wir wollen gar nicht mehr weg.

Da wir den Großteil des Tages heute im Garibaldi Provincial Park verbringen wollen, fahren wir auch weiter. Doch er hat nicht wirklich einen Haupteingang, wo man parken und die verschiedenen Wanderwage sich angucken kann.

Dann fahren wir halt weiter zum nächsten Wasserfall. Den Brandywine Fall.

Hier gibt es extra Parkplätze für Camper und wir laufen 500 Meter bis zum Viewpoint.

Auch dieser Wasserfall ist sehr schön und erzeugt unten konstant einen Regenbogen. Von hier oben hat man eine super Aussicht auf den weiteren Verlauf des Flusses durch die Berge.

Die Stadt Whistler, die als nächstes kommt, sollte eigentlich unser Endziel für heute sein.

Sie erinnert uns sehr an Zion in den USA. Eine Touristadt durch und durch. Sie wirkt einfach nicht echt. Hier fühlen wir uns gleich nicht wohl und wollen nur schnell einkaufen. Doch gibt es für einen Camper keine Chance zu parken.

Wir haben ja kein Hotel gebucht und sind so flexibel, dass wir einfach die Nairn Falls ansteuern und in der Stadt Pemberton weitersehen, was der Tag noch so bringt.


Vorher entdecke ich noch auf Maps die Rainbow Falls. Die sind gleich um die Ecke und kann man schön wandern.

2,3 Kilometer ist der Weg lang und geht die ersten 2 Kilometer nur hoch, ach was sage ich, scheiße steil hoch. Jule weigert sich hoch zu rennen und das Sauerstoffzelt aufzubauen. Sie hat anscheinend Angst vor den Bären die hier sein sollen.


Feigling.


Hier gibt es auf dem Wanderweg sogar noch Schnee, der sehr glatt ist. Die ersten fünf Minuten müssen wir höllisch aufpassen.

Der Wasserfall hat insgesamt 6 Ebenen, wobei man bei jeder einen Zwischenstopp einlegen kann. Er ist wunderschön und den ganzen Weg vollkommen wert. Würde wahrscheinlich auch in die Top Ten meiner Lieblingswasserfälle kommen.

Bei perfektem Frühlingswetter genießen wir ein kleines Bier und ruhen uns kurz aus, bevor es weiter zum nächsten Wasserfall geht.


Diesen erreichen wir nach 30 Minuten und müssen wieder drei Kilometer laufen. Der Weg ist aber ziemlich einfach.


Die Nairn Falls sind schön, würden aber in keinem Ranking auftauchen. Aber einen Besuch sind sie trotzdem immer wert.

In Pemberton erwerben wir im Supermarkt alles was auf unserer Liste steht, außer dem heißbegehrten Mückenspray.

Hier haben wir auch kurzeitig Internet. Da wir noch fit sind, wollen wir heute noch eine ordentliche Tour bis nach Lillooet fahren (100 Kilometer und eine Fahrzeit von 1:50 Stunden). Dann sollten wir 20 Uhr spätestens ankommen. Dachten wir …


Wir verlassen den „Sea-to-Sky-Highway“, der uns sehr an den Highway 1 in Kalifornien erinnert hat. Nur zu empfehlen.


Die „Duffey Lake Roud“ wird uns jetzt für die nächsten 3 Stunden völlig zu Kanadaliebhabern machen. Zum Schluss wird Jule sogar ein paar Tränchen loswerden - nein, nicht weil sie mit dem Spiegel getroffen worden ist - sondern, weil es so unbeschreiblich schön war.


Es ging extrem steil nach oben und die Kurven wurden enger. Mit Auto macht mir sowas immer sehr viel spaß und was soll ich sagen, mit einem Camper auch.


Fast in der Mitte von unserer Strecke ist der Joffre Lake Provincial Park. Hier liegt meterhoher Schnee. Wie genial.

Es gibt drei Wanderwege, aber nur einen der heute noch zu bewältigen ist.


Der Joffre Lake besticht im Sommer durch sein einmaliges Blau. Bei uns ist er noch zugefroren, wirkt aber trotzdem genial und wir fühlen uns ein bisschen wie in Grönland, nur das dort kein Wald war.

Völlig euphorisch fahren wir weiter vorbei an Seen, den schönsten Berggipfeln und an einem riesengroßen Biberdamm. Leider können wir hier nicht parken, aber wir bleiben kurz stehen und sehen sogar zwei von diesen Tieren wie sie weiter am Damm arbeiten. Jule will gleich so einen mitnehmen. Ich bin eigentlich auch glatt dafür, doch will ich lieber einen Braunbären haben oder halt ein Pinguin.


Nachdem Damm ist vom Schnee nichts mehr zu sehen und das Wasser komplett ruhig. Es spiegelt sich alles dort drin und die Sonne scheint uns ins Gesicht. Wie kann ein Tag schöner enden?

Na wie wohl: Indem Jule mich völlig aufgeregt anschreit: „EIINNNNNNNNN BÄÄÄÄÄÄÄÄR!“

Ist das zu glauben? Am Straßenrand sitzt ein kleiner Babybär.

Nach kurzer Freude, hat Jule aber Angst und sucht Mutterbär.

Ist mir egal, und wir bestaunen den Kleinen ganz fünf Minuten, bis er die Straßenseite wechselt, und genau vor unserem Camper läuft und uns die Zunge raussteckt. Danach ist er verschwunden.




Den Gegenverkehr habe ich vorher gewarnt und sie sind alle stehen geblieben und bedanken sich dann alle später bei uns.

Die nächsten 20 Minuten ziehen wir jetzt aber konstant durch, auch wenn Jule bei jedem Stein, jedem Baum oder bei jedem Reh einen Bären erkennt.


Wenn man bei jedem aber was sagt, dann ist die Wahrscheinlichkeit natürlich auch sehr groß, dass es irgendwann wirklich ein Bär ist. Dieser ist schwarz und mittelgroß.


Leider verkrümelt er sich, nachdem wir angehielten.


Wir sehen noch paar Rehe bis wir endlich unseren Campingplatz erreichen. Leider ist dieser geschlossen.

5 Kilometer weiter ist ein noch ein anderer, der geöffnet sein soll. Sagt jedenfalls der Polizist.


Recht hat er, aber leider ist er voll. Wir entscheiden uns paar Meter weiter Wildzucampen. Ist ja hier erlaubt. Wir stehen direkt am Fluss und haben eine Bank, auf dem ich gleich den Grill anschmeiße. Es gibt leckere Rinderpfeffersteaks mit Brot. Gegen 22:30 Uhr fallen wir kaputt ins Bett und schlafen gleich ein.



Was für ein toller erster Tag in Kanada. Meinetwegen kann es so weiter gehen.

Gefahren Meilen/Kilometer: 286/460


Jule möchte unbedingt, dass dies noch in den Reisebericht kommt:

Am ersten Tag hatten wir noch Munition im Camper gefunden und diese gleich weggeschmissen. Nicht das wir irgendwann mal kontrolliert werden und uns dafür erklären müssen.

 



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