Tag 8 - Great Smoky Mountains NP
- Tobi
- 18. März
- 6 Min. Lesezeit
Freitag, der 21. März 2025
Heute werden wir den meist besuchten Nationalparks der USA besuchen. Mit ca. 10 Millionen Besucher im Jahr hat er doppelt so viele wie der Grand Canyon.
Hier werde ich auch das erste Mal in meinem Leben fast einen Spagat (unfreiwillig) schaffen.
Die Nacht war sehr kalt, doch durch meine erworbenen Decken (böse Zungen behaupten ja, dass es ganz alleine Jules Idee war) haben wir nicht gefroren. Doch sobald man aus dem Bett steigt, ist es eisig kalt. Da hilft nur, alle drei Gasflammen anzumachen und nebenbei das Frühstück vorzubereiten.
Nach 20 Minuten haben wir eine angenehme Temperatur und können frühstücken.

Da wir ja gestern schon unsere Route geplant haben, geht es ohne Umwege zu unserem ersten Ziel: Three Waterfalls Loop.
Dieser ist mit einer Länge von 2,2 Meilen genau das Richtige zum Anfang.
Doch wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass wir für 5 $ ein Parkschein erwerben müssen.
Also wieder zurück und so ein Ding kaufen. Wertvolle Millisekunden.
09:15 Uhr geht es nun endlich los.


Der Juney Whank Fall lässt auch nicht lange auf sich warten und motiviert uns.






Nach wieder einer kurzen Strecke erreichen wir den Tom Branch Fall.
Die Wege sind bis jetzt ausgezeichnet zu laufen und die Sonne kommt immer mehr zwischen den Bäumen zum Vorschein.




Der weitere Weg führt direkt am Bach entlang und ist wunderschön. Es macht unheimlich viel Spaß hier lang zu laufen und noch sind sehr wenige Menschen unterwegs.
Dann erreichen wir den Indian Creek Fall.








Ein toller Anfang und nur zu empfehlen.

Nun müssen wir 45 Minuten zum eigentlichen Haupteingang fahren. Von da aus gibt es eine Strecke die an allen Highlights (die momentan offen sind) vorbei geht.
Kurz nach dem Eingangsschild stehen schon die ersten Tiere zum Fotoshooting bereit. Wenn es schon so toll anfängt, kann es dann noch besser werden?



Leider ist die gute Strecke - durch Aufräumarbeiten des Hurrikans Helene - gesperrt.
Das Schlimme daran ist, dass es nirgends dran stand und auch nicht im Visitor Center kommuniziert wurde.
Man fährt 10 Meilen, um dann zu wenden. So ergeht es nun allen und alle Fahrzeuge müssen wenden und einen riesen Umweg in Kauf nehmen.
Hätten wir das gestern schon gewusst, wären wir schon ganz woanders hin gefahren. Sehr schlecht gemacht.
Wir müssen jetzt komplett außen rum fahren und auf der Autobahn geht es 1 Stunden im Stop an Go voran.
Hier ist nämlich die linke Spur (für uns) komplett durch den Hurrikan beschädigt oder gar nicht mehr vorhanden.
Das erste Mal im Leben sehen wir live die Auswirkungen eines Hurrikans und dieser war im September.
Helene war der Schlimmste seit 20 Jahren und es wird noch Jahre dauern, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
Nur der Hurrikan Katrina hat in diesem Jahrtausend mehr Menschenopfer gebracht.



Die ganz schlimmen Punkte konnten wir nicht festhalten.
Mit einem Umweg von 3 Stunden erreichen wir nun endlich unsere eigentliche Route wieder.
Der Parkplatz zum Rainbow Fall Trail ist gerammelt voll. An der nicht geraden breiten Straße stehen die Autos wie wild an der Straßenseite, Hauptsache irgendwie stehen.
Es ist sehr nervenaufreibend hier lang zu fahren und wir kommen sehr ins schwitzen.
Links neben uns sind spitze Steine und rechts die Autos. Teilweise ist es Millimeter Arbeit.
Die Autos hinter mir haben einfaches Spiel, wenn ich das Schaffe, dann sie erst recht.
Selbst die RV Parkplätze sind mit Autos übersäht.
Doch wir haben Glück, dass gerade jemand rausfährt und mit Jules Hilfe als Einweiser kann ich unseren Dicken in diese schmale Parklücke manövrieren.
Was für ein Akt. Es ist 15 Uhr mittlerweile und na klar, jetzt sind alle hier und die Angebote durch die gesperrte Strecke ist begrenzt.
Später erfahren wir, dass ab Ende April bis Oktober es hier noch schlimmer ist. Na dann gute Nacht.
Egal, voll motiviert stürzen wir uns ins nächste Abenteuer.
Der Trail ist insgesamt 5,4 Meilen lang, aber leider kein Rundkurs.

Um eines vorweg zu nehmen. Es geht 4,7 Kilometer nur Bergauf. Wir erinnern uns an die Rouckys und dachten schon, dass der Weg damals eine Zumutung war.
Zum Anfang ist ja alles noch schön und man erwartet, dass es ja irgendwann auch noch eine gerade Passage geben wird (wird es nicht geben).


Der erste Kilometer ist direkt am Bach und wunderschön.
Danach geht es durch den Wald und noch bleibt der Weg moderat.
Immer wieder kommt ein kleiner Wasserfall, der uns einen kleinen Motivationsschupp gibt.





Auf der hälfte der Strecke sagt uns eine Frau, dass wir die Hälfte geschafft haben und nicht aufgeben sollen.
Es ist zwar nett von ihr gemeint, trotzdem würde ich sie gerne in dem Moment schuppsen.
Später kommt uns noch ein lachendes Kind vorbei und dieses kleine Rotzgör meinte: "Nur noch 10 Minuten" ;-D.
Haha, selten so gelacht und ich überlege ob ich sie zwingen soll, noch mal mit nach oben zu kommen.
Der Weg wird immer schlimmer. Es lag in der Nacht hier sehr viel Schnee und dieser fängt jetzt langsam an zu schmelzen und dadurch ist es nur noch der reinste Matschweg.








Wenn das nicht der beste Wasserfall ist, den ich je gesehen habe, muss einer heute noch bluten (natürlich werde ich es werden).
Kurz vor Schluss kommen uns viele entgegen und sprechen uns Mut zu und meinten noch dazu, dass es ein wunderschöner Wasserfall ist, den man unbedingt gesehen haben muss.
Angekommen trifft die Ernüchterung zu. Ja er ist schön, aber wäre nicht noch der Schnee bzw. das Eis dort, ist er diese Tortour nicht wert.
Als Belohnung gönnen wir uns ein Bier.

Wir treten 17 Uhr unmotiviert den Rückweg an. Jetzt geht es zwar nur noch runter, aber die nächsten zwei Kilometer sind nur matsch und dadurch sehr rutschig.
Über eine Abkürzung wollen wir eine Familie überholen und was passiert. Ich schlittere wie verrückt und rutsche runter und schaffe fast eine Rückwärtsrolle.
Mit meinen guten Reflexen schaffe ich es, dass die Kamera nichts abbekommen hat und ich sie die ganze Zeit irgendwie hoch halten konnte.
Das überholte Kind kommt auf mich zu gerannt und fragt in dem süßesten Ton, ob ich okay bin: "You are Okay?".
Logisch, denn durch meine Astreine Schlittertour habe ich euch gekonnt überholt und gewonnen ist gewonnen (Jule denkt anders, weil sie weiß, dass sie nachher meine Sachen sauber machen muss).
Wenn es mal nicht rutschig ist, dann kommen immer wieder Wurzeln oder spitze Steine in sekundenschnelle aus dem Boden geschossen, sodass ich auch immer wieder stolpere.
Am liebsten würde ich gegen so einem bösen Stein treten, aber das bringt ja leider nichts.
Ein Mann mit seinem Kind lassen uns überholen und genau danach rutsche ich so doof, dass ich fast einen Spagat schaffe. Der Mann hinter uns schreit nur Aua beim zusehen. Ich bin zwar nicht mehr hingefallen, will mich aber nicht mehr bewegen.
Jule kommt nicht aus dem Lachen raus und die nächsten 10 Minuten muss ich mich von dieser Frau auslachen lasse.
Zum Glück weiß sie noch nicht, dass sie heute laufen muss.
Dann erreichen wir endlich den Camper und wir sind platt.

Aber wir haben noch nicht genug und besuchen noch zwei weitere Wasserfälle. Die sind schnell vom Parkplatz erreichbar und genau das Richtige zum Abschluss.
Als wir den Park verlassen, fahren wir durch das Touristenstädtchen Townsend.
Hier sind so viele Leute und auf den Bürgersteig ist kaum noch Platz zu laufen. Man ist in einer anderen Welt und es erinnert uns an einen riesen Rummel.
Die Universal Studios in LA sind nichts dagegen. Was hier wohl in der Saison los sein muss?
Wir wollen jetzt noch eine Stunde fahren, damit wir die verlorene Zeit von heute noch ein bisschen aufholen können.
Einen wunderschönen Sonnenuntergang können wir noch bestaunen und erreichen genau mit dem Einbruch der Dunkelheit unseren Schlafplatz für heute.





Angekommen sehen wir vom weiten noch eine Tankstelle die gerade einen Preis von 2,49 $ anbietet. Also noch einmal schnell los und tanken.
Da ich keine Lust mehr heute habe zu kochen, fahren wir zur besten Fastfoodkette der Welt (Taco Bell) und gönnen uns super Tacos und Burritos.

Abends gehe ich noch den Dreck abduschen und alles brennt durch die Schürfwunden.
Im Endeffekt hat sich es dann doch alles gelohnt und es war ein super schöner Tag.
gefahrene Meilen: 170
Soooo traumhaft ❤️