Tag 9 Ait Ben Haddou - Marrakesch?
- Tobi
- 21. Sept. 2021
- 6 Min. Lesezeit
200 Puls hab ich…gleich. Wie oft musste ich an diesen Satz heute denken? Er war sehr nervenauftreibend und das wegen so vielen Dingen. Doch am Ende haben wir unseren Plan geändert und damit – für unser Gefühl – alles richtig gemacht.
Aber dazu nachher mehr.
Nach einem tollen Frühstück fahren wir 09:20 Uhr Richtung Marrakesch. 3 Stunden sollen die 170 Kilometer dauern und nach paar Minuten wissen wir auch schon warum.


Unser Hotel

Aussicht vom Hotel
Unsere ersten 35 Kilometer gehen einen Berg (1700 Meter) hinauf und die Straße ist gerade mal so breit wie ein großes Auto. Wer jetzt denkt, dass müsste eine Einbahnstraße sein, der täuscht sich.
Was wir aber auf der kurzen Strecke nach oben Bewundern dürfen, lässt alles vergessen und wir finden es jetzt schon schöner, als gestern die gesamte Strecke.
Leider kann ich es nicht so genießen wie Jule, da ich auf der Strecke höllisch auf den Gegenverkehr aufpassen muss. Aber die Lehmhäuser die in den Bergen eingebaut sind und dazu die Landschaft bewundere ich trotzdem und genieße es.
Mir hat es richtig Spaß gemacht diese engen Kurven zu fahren und Jule kam des Öfteren ins Schwitzen und wollte lieber selber fahren, doch gab es keine Möglichkeit zu halten und zu tauschen. Ob ich als Beifahrer besser gewesen wäre? Ich glaube nicht.







Kann ich auch















Nach den 35 Kilometern geht es 100 Kilometer nur Berg auf und runter (diesmal aber mit zwei bis drei Spuren), aber hauptsächlich runter, was uns noch den Ar… retten soll.
Sind im ganzen Land doch alle 20 Kilometer viele Tankstellen, haben wir uns auch darauf verlassen. Der Tank war ein bisschen weniger als halb Voll und die Anzeigt sagte zu Beginn, dass wir noch 180 Kilometer fahren können. Doch das Bergauf hat ordentlich geschluckt und so wurde der Tank immer leerer. Jule kam wieder in Schwitzen und ich musste cool bleiben, obwohl ich auch langsam schiss bekommen habe.
Ich fuhr in meinem Leben – glaube ich – noch nie so Spritsparend und rollte nur noch runter und habe insgeheim immer gehofft, dass wir nicht nach oben müssen. Das eine Tankstelle auftauchen würde, war relativ unwahrscheinlich, wenn man die Strecke vom Navi anguckte:

Jule fragte immer wieder nach, wie weit wir noch kommen und ich musste zum Schluss lügen, die Reserve war schon seit 10 Minuten an und laut Anzeige kommen wir nur noch 20 Kilometer. Das aber auch nur, wenn es weiter nach Unten geht.
Die Panik wurde immer größer und mitten im schäbigsten Bergdorf war direkt neben einem Schweißgerät! Eine Tanksäule, die nicht gerade vertrauenswürdig erschien, aber scheiß egal. Mit pochenden Herzen parken wir und konnten endlich das Auto wieder befüllen. Was für eine Erleichterung. Die letzten 30 Minuten konnten wir nicht mehr die Landschaft genießen, da wir nur eine Aufgabe hatten: kein Gas geben.
Jetzt sind wir wieder entspannt und es geht natürlich die nächsten 15 Kilometer nach oben und die nächste Tankstelle kam erst nach 30 Kilometer. Ich glaube das hätten wir nie geschafft, aber sei es drum.
Der restliche Weg war wieder sehr schön und die Berge waren auch vorbei, sodass wir beide alles genießen konnten, bis wir Marrakesch erreichten.

Da geht aber noch viel mehr

Warum nicht (100 km/h Strecke)

Oha











Hier wird Ziegenmilch verkauft.
Was jetzt passieren sollte, sucht seines gleichen. Noch nie war ich von einer Stadt so genervt bzw. gereizt wie hier.
Das in einer Großstadt viel Verkehr ist und das auch ein bisschen mehr Chaotisch, ist mir klar und damit habe ich eigentlich auch null Probleme, aber was diese Rollerfahren hier ab ziehen ist schon krank. Ich glaube sie wollen alle Sterben. Ohne Helm, Schutzkleidung und mit Handy am Ohren fahren sie ohne zu gucken einfach auf die Straße. Das ich hier keinen umgefahren habe ist ein Wunder. Jule guckte gar nicht mehr wirklich hin und ihr Puls war schon am Anschlag.
Der Verkehr ist aber nicht das Schlimmste. Ich Fuchtel mich hier schon durch, bis Google mich durch eine Straße führen will, wo nicht mal 2 Menschen nebeneinander passen.
Paar einheimische warnen mich schon vorher und helfen mir beim Wenden, indem sie den Verkehr kurz aufhalten. Nett von ihnen… Dachte ich.
Als ich mich bedanken wollte, hielten sie schon ihre Hand auf und umzingelten das Auto und schlugen dagegen. In der einen Sekunde, wo sie kurz nur mich beschimpft habe, fahren ich einfach weg. Das war für Jule schon fast zu viel.
Ich wollte ihr jetzt was Gutes tun und steuerte den Palast, der ein bisschen außerhalb der Altstadt liegt, an.
Der war auch schnell erreicht und ein Parkplatz an der Seite wurde auch gefunden. Dachte ich…
Auf einmal kam ein schreiender großer Mann auf mich zu und schrie mich in einer Tour mit Französisch an. Ich verstand kein Wort und er hielt mir die Faust ins Gesicht und schrie weiter. Als er merkte, dass ich darauf nicht eingehe, ging er zu unserem Auto und schlug immer wieder dagegen.
Ach leck mich doch, dachte ich mir und stieg ein und wir verließen diesen merkwürdigen Menschen. Er musste natürlich noch mal gegen unser Gefährt spucken, na wenn es ihn gut tut…
Jule hatte schon die Schnauze sowas von voll und ich kann das mehr als nachvollziehen. Also erst mal ins Hotel und duschen und dann weitersehen. Dachte ich…
Das Hotel ist gar nicht so einfach mit Auto zu finden und bei einer nächsten Straße kam wieder ein Mann auf mich zu und quatschte mich voll, dass ich hier nicht lang fahren kann. DAS SEHE ICH SELBER, WENN ICH VOR EINER VERFLUCHTEN WAND STEHE! Langsam raste ich hier aus und der Typ ging mir so auf die Nerven. Auch er musste mir helfen beim Wenden. Also ob ich zu blöd bin mit diesem kleinen Auto diese zwei Züge zu machen. Auch er sprang danach vors Auto und wollte Geld. Doch jetzt habe ich keine Ruhe mehr und fuhr einfach ganz langsam los und er wich aus und haute mal wieder paar Mal gegen das Auto.
Für Jule war das zu viel und sie zitterte am ganze Körper, also entschied ich einfach, dass wir jetzt schon unseren Ort für Mittwoch besuchen werden und diese „tolle“ Stadt (oder diese „super netten“ Menschen) hinter uns lassen. Ich will gar nicht wissen, was auf dem Markt oder in der Stadt alles los ist, wenn uns schon in 10 Minuten hier sowas widerfahren ist.
Jule hat gar nicht realisiert, dass ich das Ziel geändert habe. Doch ich musste ja auch erst einmal aus dieser chaotischen Stadt raus und fuhr gekonnt mit 10 Mal hupen und 100-mal an gehupt zu werden uns aus Marrakesch. Jetzt ist Jule auch aufgefallen, dass wir noch mal 200 Kilometer vor uns haben und als ihr sagte, wo es hingeht, war sie sehr erleichtert und sie kam langsam wieder runter.

Marrakesch. Eingang in die Medina

Marrakesch. Eingang in die Medina

Marrakesch. Eingang in die Medina

Marrakesch. Eingang in die Medina
Ich musste noch 30 Minuten fahren, bis der Verkehr stark abnahm und ich am Seitenrand hielt und bei einer Zigarette mich beruhigen musste.
Kurz nach 16 Uhr erreichen wir endlich den Atlantik und hoffen, dass die Menschen hier nicht so sind wie vorhin.
Wir steuern unser Hotel an, welches wir am Mittwoch besuchen wollten und hoffen, dass sie uns zwei Tage vorher schon reinlassen. Leider ist alles ausgebucht und wir suchen mittels Booking ein anderes, welches auch in der Nähe vom Strand ist.
Eines war auch schnell gefunden und nach kurzem Verhandeln, er wollte 70 € haben, über Booking hätte ich 60 € bezahlt, durften wir mit meinem Preis auch die Schlüssel nehmen.
Von der Lagune Oualidia sind wir auch nicht weit entfernt und diese soll super zum Schnorcheln sein. Darauf freuen wir uns schon sehr.
Beim Fahren durch die Stadt ist uns ein kleiner Markt aufgefallen und den wollen wir einen Besuch abstatten und gucken wie es hier abläuft.
Vorbei an den schönen weißen/blauen Häusern und daneben die tollte Lagune, erreichen wir den Markt und hier ist es so, wie wir es uns vorstellen. Kein aufdringliches Verhalten und man kann sich in Ruhe alles angucken oder auch nett mit ihnen reden, falls sie englisch können.
Wir laufen die Straßen entlang und freuen uns, dass es wieder so ist, wie wir es aus Rabat und Salé kennen gelernt haben.
Falls ich noch einmal in dieses Land reisen würde, dann nur an der Küste entlang.


Klamottenverkauf mal anders







Wir finden beim Schlendern einen Imbiss, wo wir nichts lesen können und bestellen uns zwei Tachos. Sie schmecken super und der Preis war auch sehr gut (5 € für alles).




Gegenüber gibt es noch ein Hotel (welches wir ab Mittwoch haben) und dort trinken wir zum Abschluss dieses Tages ein eiskaltes Bier. Dieses tat richtig gut und das haben wir uns heute auch mehr als verdient.

Jetzt haben wir 4 komplette Tage noch hier und erholen uns beim Schnorcheln und eine große Stadt (Safi) ist auch nicht weit von uns entfernt und wird evtl. auch von uns besucht.
Gefahrene Kilometer: 378
Davon Jule: 88
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